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„ e t h n o l o g i s c h e S c h u l e d e r R e l i g i o n s s o z i o l o g i e “ wichtig geworden

1

.

(d)

V o r g e s c h i c h t e : K a r l S c h u c h h a r d t : Alteuropa, 2. Auflage, Berlin

1926, Max E b e r t : Reallexikon der Vorgeschichte, Berlin 1924 ff.

V.

Vergleichend-geschichtliche Richtung mit

naturwissenschaftlicher Einstellung

Jene geschichtlichen Schulen, die durch die Romantik in Deutschland

begründet

wurden

(geschichtliche

Rechtsschule,

Germanistik,

sprachwissenschaftliche Schulen), waren später immer mehr in

naturalistisches Fahrwasser gekommen, so schon die ältere geschichtliche

Schule der Volkswirtschaftslehre (Wilhelm Roscher) und noch viel mehr

die jüngere geschichtliche Schule der Volkswirtschaftslehre (Gustav

Schmoller). Ihr innerer Widerspruch ist derselbe wie der aller

naturalistischen Gesellschaftslehre: sofern sie es mit geschichtlichem Stoffe

zu tun hat, kann sie kein kausalwissenschaftliches und darum überhaupt

kein

naturwissenschaftliches

Verfahren

haben.

Da

die

vergleichend-geschichtliche

Richtung

aber

doch

möglichst

naturwissenschaftlich und darum kausalwissenschaftlich, induktiv und

empiristisch sein will (statt begrifflich), ist sie nicht viel weniger wie die

rein naturalistischen Schulen zur Unfruchtbarkeit verurteilt.

Unter den älteren Verfassern geschichtlicher Richtung wären Buckle,

Dilthey und Tönnies hervorzuheben.

W i l h e l m D i l t h e y

2

verneint die Möglichkeit einer allgemeinen Soziologie. Er

überwand den naturalistischen Standpunkt erst in hohem Alter und kam daher nicht mehr

dazu, seinen neuen Standpunkt soziologisch auszuführen. H e n r y T h o m a s B u c k l e

3

:

Der Einzelne unterliegt vollkommen dem empirisch beobachtbaren Naturgesetz. Daher

unterliegt nach Buckle ausdrücklich auch die Geschichte den ursächlichen Gesetzen, und

zwar im materialistischen Sinn

4

.

Eine Mittelstellung zwischen völkerkundlicher und geschichtlich-vergleichender

Richtung unter den älteren Verfassern nimmt F e r d i n a n d T ö n n i e s ein;

1

Vergleiche unten drittes Buch, S. 390 ff.

2

Vgl. Wilhelm Dilthey: Einleitung in die Geisteswissenschaft, Bd 1 (einziger Band),

Leipzig 1883.

3

Henry Thomas Buckle: History of civilisation in England, London 1857 ff., deutsch von

Arnold Ruge, 2 Bde, 7. Aufl., Leipzig 1901.

4

Siehe unten S. 181 f.