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Satz, kurz gesagt, kraft der Gliedhaftigkeit und Ebenbildlichkeit

der Gezweiung.

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Auf die Sittenlehre übertragen lautet derselbe Satz:

Sozialethik ist vor Individualethik (soziale Sittenlehre ist vor in-

dividualer). Denn Sozialethisches ist wirklich nur in der wirklich

organisierten staatlichen Gesellschaft. Diese ist vor dem Einzelnen.

Die Lehre vom Ganzen ist daher vor jener vom Einzelnen.

In der Zeitfolge, das heißt genetisch, gilt: alle Gezweiung ist wirk-

lich nur als organisierte Gezweiung. Daher: Der vollkommene In-

halt der Gezweiungen oder die objektive Sittlichkeit ist nur in Ver-

anstaltungen, insbesondere als Staat und Kirche.

Daher gilt genetisch: Veranstaltung ist vor Gezweiung; Staat ist

vor Sittlichkeit, Staat ist vor Recht; Recht ist vor Sittlichkeit.

Daraus ergibt sich auch Endgültiges gegen H e g e l s V o r r a n g d e s

S t a a t e s vor der Sittlichkeit. Nicht der Staat (das Organisationsgebilde) ist vor

der Sittlichkeit, aber objektiv-soziale Sittlichkeit ist vor individueller, objektiver

Geist ist vor subjektivem Geiste. Der O b j e k t i v i s m u s d e r S i t t l i c h -

k e i t l i e g t i n d e r N a t u r d e r G e z w e i u n g , e r l i e g t a l s o

n i c h t e r s t i n d e r V e r a n s t a l t u n g (der Gezweiung), nicht im

S t a a t e . Daher ist logisch objektive Sittlichkeit vor Staat im selben Sinne, wie

Gemeinschaft vor Veranstaltung ist

1

.

1

Vgl. die Vorrangsätze unten S. 520 f., 589 und öfter.