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Z w e i t e r A b s c h n i t t

Die Erziehung

I. Wesen und Arten der Erziehung

Die Grundlegung für die Theorie der Erziehung liegt in der

Theorie der Gemeinschaft. Jede Gemeinschaft ist Erziehung im wei-

teren Sinne. Dort sehen wir die Verhältnisse: Vorbild—Nachbild,

Führung—Nachfolge, Schöpfer—Aufnehmer, die zum Wesen der

Gemeinschaft ebenso gehören wie zu jenem der Erziehung. Gei-

stige Gemeinschaft ist schon Erziehung im weiteren Sinn des Wor-

tes, die Erziehung im engeren Sinne (der Jugend) ist nur ein Son-

derfall

1

.

Hier soll aber nur von der Erziehung im engeren Sinn gesprochen

werden, nämlich von jener, die aus den biologischen Ersatzvorgän-

gen folgt. Dann ist Erziehung jenes geistige „Stirb und Werde“ der

Gesellschaft, das aus dem Wechsel der Personen folgt, die sterben

und geboren werden.

In ihr vollzieht sich zunächst die Entwicklung der kindlichen

Fähigkeiten zu jenen geistigen Inhalten und Geschicklichkeiten,

welche in / die g e g e b e n e n gesellschaftlichen (geistigen und

handelnden) Ganzheiten hineinpassen. In diesem Sinne wird na-

mentlich „ z u m B e r u f e “ u n d „ f ü r d e n S t a n d “ erzogen.

Erziehung ist damit ein V o r g a n g d e r E i n f ü g u n g neuer

geistiger Glieder in die schon gegebenen Gemeinschaften und Ge-

nossenschaften. Daher will die Gesellschaft immer so erziehen, wie

es ihrer jeweiligen Gestaltung entspricht: der spartanische Staat

kriegerisch, der Priesterstaat religiös, der Handelsstaat geschäftlich

und so fort.

Darüber hinaus ist aber die Erziehung ein Vorgang der U m -

1

Vgl. oben S. 138, 143 und öfter.