D r i t t e r Ab s c h n i t t
Ganzheit als Grundlage jeder gesellschaftswissen-
schaftlichen Begriffsbildung und die Einheit der
Verfahren aller gesellschaftlichen Wissenschaften
Es liegt an dieser Stelle nicht so sehr daran, ob die eben entwor-
fene Tafel der Gesellschaftswissenschaften in dem oder jenem Punkte
angegriffen werden kann, als daran: in welchem Verhältnis die Ver-
fahren aller dieser Wissenschaften zueinander stehen. Denn wenn
ihre Verfahren von derselben letzten Art sind, dann ist die Frage
nach der Möglichkeit einer allgemeinen Gesellschaftslehre — diese
für die heutige Gelehrtenwelt noch immer nicht entschiedene Frage
— entschieden. E r s t d i e E i n h e i t d e s V e r f a h r e n s
a l l e r G e s e l l s c h a f t s w i s s e n s c h a f t e n b e w e i s t u n d
v e r b ü r g t d e n B e s t a n d e i n e r G e s e 1 1 s c h a f t s -
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g e s e l l s c h a f t l i c h e n
W i s s e n s c h a f t .
Es ist daher eine wichtige Aufgabe, die mühsame Untersuchungen
reichlich lohnt, in der Frage des Verfahrens der Gesellschaftswissen-
schaften Klarheit zu schaffen.
Wir behandeln die Aufgabe zuerst verneinend, dann aufbauend. /
I. Das Verfahren keiner einzigen Gesellschaftswissenschaft wird
durch kausaltheoretische Begriffsbildung bestimmt
Um die Einheit der Gesellschaftswissenschaften zu verstehen, ist
es zuerst nötig, sie in ihrer eigenen Art vor allem den ursächlichen
N a t u r w i s s e n s c h a f t e n g e g e n ü b e r abzugrenzen.
Während die anorganischen Naturwissenschaften nur auf die
gleichförmige Aufeinanderfolge ihrer Erscheinungen gehen, nicht
auf deren sinnvolle Verknüpfung, also z. B. nicht nach dem S i n n e
des Baues unseres Planetensystems fragen, sondern ihm einfach durch