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und Umgliederungen der Gesellschaft ergeben, zum Beispiel sei
die eine oder andere Staatsform Grund für: Entfaltung des Mili-
tarismus“, „Hebung der unteren Klassen“, „Verfall der Kultur“.
Dann heißt dieser Satz nicht, daß die Staatsform A jene Zustände
mechanisch verursache, so wie die Achsendrehung der Erde Tag und
Nacht, sondern daß sie logische, sinnvolle Gründe für das Handeln
der Menschen in sich schließe, welche wieder in den Ganzheiten
„Kriegswesen“, „Wirtschaftswesen“, „Volksbildungswesen“, „Kul-
tur“ gewisse Gliedhaftigkeit erlangen, und in ihrem Fortgange ge-
wisse Umgliederungen hervorrufen oder hervorrufen können.
Wir betrachten zum Schlusse noch
E. Die V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e
Daß kein einziger Begriff, kein einziges Gesetz der theoretischen
Volkswirtschaftslehre von ursächlicher Art ist, habe ich in meinem
Buch: „Fundament der Volkswirtschafts- / lehre“, ausführlich nach-
gewiesen
1
. An anderer Stelle habe ich mich zusammenfassend in
folgender Weise darüber geäußert.
Nur nach der individualistischen Auffassung, wonach der einzelne Wirtschaf-
ter, die einzelne Tauschhandlung und Wirtschaftshandlung als selbstwüchsige,
ursprüngliche Wirklichkeit auftritt, kann die Wirtschaftshandlung, insbesondere
die Tauschhandlung, gleichsam als selbständiges Kraftzentrum aufgefaßt werden,
welches infolge des „Eigennutzens“, der es bewegt, eindeutige „Ursache“ für
„Wirkungen“ ist, das heißt ebenso bestimmt wird, wie ein physikalisches Atom,
das sich bewegt, „wirkt“.
Fälschlich wird nun dieses „Wirken“ methodologisch ernst genommen und als
ursächliches angesehen. Die Theorie der Tausch- und Preiserscheinungen zum
Beispiel wird dann als ein Inbegriff von „Kausalgesetzen der Preisbildung“ ge-
faßt. Die Preisgesetze wären dann „Naturgesetze“; Ursächlichkeit wäre die ver-
fahrlich maßgebende Kategorie der wirtschaftlichen Erscheinungen. Diese werden
so betrachtet, wie die Gegenstände der Chemie, der Chemiker wirft verschiedene
Reagentien in den Bottich, worauf es brodelt und braut und eindeutige, weil
ursächlich bestimmte, Vorgänge entstehen. Ebenso betrachtet der individualisti-
sche Wirtschaftsforscher den Markt. Dieser ist ihm der Bottich, in welchem ver-
schiedene Reagentien (die Wirtschaftsatome, die einzelnen Tauscher beziehungs-
weise ihre Tauschhandlungen) brodeln und brauen und eindeutig bestimmte
Folgeerscheinungen in diesem ursächlichen Aufeinanderwirken erzeugen, zum
Beispiel Preise als Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. „Wertgesetze“,
„Preisgesetze“, „Verteilungsgesetze“ sind der Ausdruck solcher ursächlicher Ver-
kettungen, sind die „Naturgesetze“ der Wirtschaft.
1
4. Aufl., Jena 1929, S. 20 ff., 60, 250 f. und 258 ff.