V i e r t e r A b s c h n i t t
Die notwendige Erfolglosigkeit jeder empiristischen
Gesellschaftslehre
Überblickt man die große Zahl der vorgeführten empiristischen
Schulen und Verfasser, zu denen noch gar manche oben nicht angeführte
kämen, so erscheinen die Gegensätze in ihrer Vielfalt geradezu trostlos.
Um die chaotische Lage dieser nun hundert Jahre alten Bestrebungen zu
verstehen, müssen wir uns die Frage stellen: wo ist der Boden, auf dem der
Kampf der Auffassungen aller jener Schulen auszutragen wäre, w e l c h e
s i n d d i e l e t z t e n V o r a u s s e t z u n g e n , a u f d i e a l l e
j e n e G e g e n s ä t z e z u r ü c k g e h e n ?
Die Antwort, zu der wir im nachfolgenden kommen werden, lautet:
(1)
Das Z i e l , z u r N a t u r w i s s e n s c h a f t z u w e r d e n ,
b e s t i m m t
d i e
g e s a m t e
e m p i r i s t i s c h e
G e s e l l s c h a f t s l e h r e . Es ist die Idee der Laplaceschen
Weltformel, die ihr als methodisches Ideal vorschwebt. Die Laplacesche
„Weltformel“ will jene allgemeinste Formel sein, in der die einzelnen
Naturgesetze als Teilformeln für die besonderen Naturgebiete enthalten
sind
1
. Das Streben, mechanische Naturgesetze zu finden, beherrschte die
gesamte Forschung jener Zeiten der Aufklärung, wie denn z. B. die
Ricardischen Preisgesetze und die sogenannte materialistische
Geschichtsauffassung Marxens (die von der Wirksamkeit des
„Konzentrationsgesetzes“ aus die Umbildung der Ge- / Seilschaft
Voraussagen will), nur nach diesem methodischen Ideal zu verstehen sind.
Es ist die Meinung, daß die gesellschaftliche Welt nur als eine ursächlich,
das ist nach mechanischen Gesetzen bestimmte, zum Gegenstande
soziologischer Erkenntnis werden könne.
(2)
Im Gefolge dieser Voraussetzung rein mechanischer Ursäch
1
Wie oben S. 22 schon bemerklich gemacht wurde.