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beit Spanns erfahren haben, so geschlossen und unberührt ist das
Werk innerlich geblieben. Auch eine sehr gründliche Prüfung der
drei Auflagen muß die Wahrheit der Worte Spanns bestätigen, die
im Vorwort zur dritten Auflage stehen: „Unberührt von der Neu-
bearbeitung blieb kaum ein Abschnitt. Jedoch sollte an den Rah-
men des Werkes, wie es in früheren Jahren vor dem Kriege in einem
Wurfe entstanden war, nicht gerührt werden.“
1
Z w e i t e r T e i l
Die Stellung der „Gesellschaftslehre“ innerhalb des Gesamtwerkes
von Othmar Spann
1.
Diese „Gesellschaftslehre“, wie sie „in früheren Jahren vor dem
Kriege in einem Wurfe entstanden“ war, die also einen noch nicht
35 Jahre alten Gelehrten zum Verfasser hatte, erweist diesen als
einen großen Begriffsgeber und als einen Mann mit der Neigung,
aber auch mit der Kraft zu strenger Systematik. Es ist das e r s t e
g r o ß e , s y s t e m a t i s c h g e s c h l o s s e n e W e r k S p a n n s ,
der nach seiner statistischen Tätigkeit in Frankfurt am Main die
ersten Jahre seiner Professur an der Deutschen Technischen Hoch-
schule in Brünn zu gesammelter wissenschaftlicher Arbeit nutzen
konnte. Er ist in dieser Arbeit niemals von der im Vorwort zur er-
sten Auflage aufgestellten Leitlinie abgewichen, wonach „für die ge-
sellschaftlichen Wissenschaften immer das eigene kristallene Funda-
ment der reinen Begriffe ihres Gegenstandes allein maßgebend blei-
ben“ muß
2
.
Die in der „Gesellschaftslehre“ begründete Systematik wird dann
von Spann in folgenden großen Werken weitergeführt:
für die Wirtschaftswissenschaften in seinem „Fundament der
Volkswirtschaftslehre“ (1918),
für die Verfahrenlehre in seiner „Kategorienlehre“ (1924),
für die Philosophie in seinem Werke: „Der Schöpfungsgang des
Geistes, Die Wiederherstellung des Idealismus auf allen Gebieten
der Philosophie“ (1928).
2.
Die „Gesellschaftslehre“ bringt die B e g r ü n d u n g d e r
1
Siehe oben S. 3 f.
2
Siehe oben S. 7 f.