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b e h a n d e l n — falls nicht schon die Konzerne und Kartelle diese
Arbeit unter sich besorgen! Keinesfalls wird die reine Preisfrage,
keinesfalls wird die Frage, ob die gleiche Arbeitsstunde und Kapitals-
einheit im Ruhrgebiete mehr Ertrag liefern als in Oberschlesien
und Steiermark, die allein maßgebende sein, wie die sogenannte
klassische Theorie will. Die liberale Theorie verlangt die Aus-
löschung des Eigenlebens, die praktische Wirtschaft verlangt seine
Erhaltung. Diese müßte in einer gesunden völkischen Wirtschafts-
politik noch ungleich mehr ins Auge gefaßt werden als es bisher
geschah.
Was die B e t r i e b e anlangt, so hielt die liberale Wirtschafts-
theorie dafür, daß in der vollkommensten Arbeitsteilung das allei-
nige Heil läge. Die Wirklichkeit beweist das Gegenteil. Die großen
Betriebe zeigen in ihrer „vertikalen Gliederung“ wieder das Streben
nach einem möglichst großen inneren Eigenleben, nach Selbstver-
sorgung. Wenn Papierfabriken ihre eigenen Wälder erwerben (Vor-
gewerbe) und dann ihre eigenen Zeitungsbetriebe (Nachgewerbe)
aufmachen, so zeigt sich ein Bestreben nach jener Selbstversorgung,
wie sie der arteigenen Gliedhaftigkeit der Papier erzeugenden Be-
triebe in dem Ganzen der gewerblichen Erzeugung und schließlich
in dem Gesamtganzen der Volks- und Weltwirtschaft entspricht.
Natürlich wird sich einer Papierfabrik nicht etwa eine Baumwoll-
weberei angliedern, um die Anzüge der Arbeiter selbst herzustellen,
weil dies ihrer Gliedhaftigkeit nicht entspräche. Aber indem sie
danach trachtet, i h r e Vor- und Nacherzeugungen sich anzuglie-
dern, und auch im Innern des Fabrikhaushaltes den Eigenbedarf
möglichst zu decken, strebt sie jene Geschlossenheit ihres Wirt-
schaftskreislaufes an, der ihrem inneren Aufbau entspricht. Und
eben dieser innere Aufbau ist durch die Art des Enthaltenseins in
den höheren Wirtschaftsganzheiten bestimmt. Die liberale Theorie
kann diese Entwicklung weder erklären noch gutheißen — aber die
Wirklichkeit hat sich gegen sie durchgesetzt.
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Man möge hierbei auch nicht übersehen, daß die Selbstversor-
gungsbestrebungen der Betriebe überall wesentlich größer sind, als
die heutige Theorie weiß und zugibt. Wenn eine Zuckerfabrik
Rüben in der eigenen Landwirtschaft erzeugt und Schnitzel in der
eigenen Viehzucht verwertet; wenn ein Bauerndorf die Milch in der
eigenen genossenschaftlichen Molkerei und Käserei verwertet; wenn