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ein Forstbetrieb das Holz in dem eigenen Sägewerk verarbeitet;
wenn die Bauern eigene Rohstoffe in der Hausindustrie verarbeiten;
oder wenn sie ihre eigenen Ersparnisse in der genossenschaftlichen
Sparkasse, ja nur überhaupt in der Bauernsparkasse anlegen und
hierdurch an deren Verbänden usw. teilnehmen — dann liegt in
allen diesen und vielen ähnlichen Fällen schon ein Stück Selbst-
versorgung der betreffenden Betriebe und Betriebsgruppen vor.
Ein großer Teil des gesamten heutigen Genossenschaftswesens be-
steht in der Wiedergewinnung jener inneren Selbstgenugsamkeiten,
welche in den Zünften, Grundherrschaften und ähnlichen alten
Bindungen vorhanden waren!
D.
Der Haushalt
Sinngemäß gilt das Gesagte auch für die Betriebe letzter Stufe,
die Haushalte.
Auch für die Haushalte fehlen mächtige Bestrebungen zur
Selbstversorgung nicht. Man denke nur an die Schrebergärten (und
was von der Bodenreform hierher gehört), die Gemüse und ähn-
liches mit eigener Arbeit auf eigener Bodengrundlage erzeugen.
Auch wo diese Arbeit sich durch die Ersparnisse an Ausgaben nicht
ganz bezahlt macht, ist sie fruchtbar durch Förderung der Gesund-
heit, Ablenkung von teuren Vergnügungen, Verwertung von Kin-
der- und Frauenarbeit, die andernfalls brach läge und dergleichen
mehr — wieder ein Beispiel des Versagens der preistheoretischen
Erklärung der Wirtschaft.
Auch manche andere Neigungen zur Selbstversorgung gehen
wieder durch die neueste Zeit. Kleinmaschinen im Haushalte bringen
in diesen eigene Arbeit hinein. Der elektrische Staubsauger ver-
drängt die Teppichklopferei, der eigene Handwebstuhl der Haus-
frau (siehe Schweden!) schmälert die Fabrikweberei, die eigene
Kunst- und Handarbeit verdrängt manche fremde Arbeit. Man
denke ferner an die sogenannten Konsumvereine, in denen Einkauf,
Verkauf und manche Erzeugungen dem Haushalte angegliedert sind.
Heute erkennt man wohl immer mehr, welcher furchtbare
Schlag dem Staate, dem Volkstum, aber auch der Wirtschaft selbst
durch die Aushöhlung des Haushaltes und die Proletarisierung sei-