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dann meißelt und malt er es

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; zuerst erschaut und erlebt der Dich-

ter seine Gestalten, dann stellt er sie in Drama, Roman und Gedicht

dar; zuerst erschaut der Forscher die Lösung seiner Denkaufgabe,

dann verarbeitet er sie in Begriffen, Urteilen, Schlüssen, Experi-

menten und verknüpft sie so mit anderen Erfahrungen, anderem

Wissen; zuerst erstaunt der Philosoph, dann grübelt und drängt er

dem Erlebten nach, weitet es durch Erlebnisse aus, um es schließlich

durch begriffliche, zerlegende, verarbeitende Tätigkeit dem bis-

herigen Wissen systematisch einzuverleiben.

Überall sehen wir das Zeugende unmittelbaren Erlebens, überall

sehen wir dasselbe Bild: Das Schauen setzt sich in innerem, zuletzt

in äußerem Handeln fort, es bricht in Handeln aus.

Das tiefgründige, überfließende, ausbrechende Handeln ist nur

dort, wo Unmittelbarkeit, Eingebung, mystische Erfahrungen ein-

facher oder höherer Art vorher den Grund dazu legten.

Darum wird man auch finden, daß die grundlegenden Hand-

lungen, welche die G e s c h i c h t e vorwärtsbrachten, nur von

Menschen innerer Unmittelbarkeit, intuitiven Menschen mit my-

stischem Einschlag ausgingen. Jeder, der aus innerer Sicherheit

seinen Weg geht, sei es der große Ethiker, Held, Staatsmann, Feld-

herr, technische Erfinder oder Wissenschaftler, gleicht dem Fidelio

in der von Beethoven wie aus vulkanischen Tiefen geschaffenen

Szene: „Ich folg’ dem inneren Triebe: ich wanke nicht.“ Wessen

die Kraft, dessen das Werk! Anders die großen Zerstörer in der Ge-

schichte, bei ihnen wird der mystische Grund durch einen finsteren,

dämonischen ersetzt — banale Verbrecher sind auch sie nicht. Von

den höchsten Mystikern gingen die großen Handlungen der Ge-

schichte allerdings nicht geradewegs aus, wohl aber mittelbar, da sie

rein Geistiges stifteten, vor allem das Höchste, was die Menschen

lenkt, Philosophie und Religion.

Wenn die Geschichte der Askese mit ihren Absurditäten dem

öfters zu widersprechen scheint, dann handelt es sich zum Teil um

Verirrungen, von denen wir früher einige hervorhoben

2

, zum Teil

um Stiftungen rein geistiger Werke, welche nur durch die mächtig-

sten inneren Einflüsse geschaffen werden können, bei äußerer Nach-

ahmung aber fehlerhaft werden.

1

Darum Albrecht Dürer: „Ein guter Maler ist inwendig voller Bilder.“

2

Mehr darüber unten S. 314 f.