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Echte Askese ist nur als Durchbruch durch die Erscheinungen der

Welt zu ihrem inneren Kern zu verstehen. Sie ist nicht ausschließ-

lich Abkehr von der Welt, sondern zugleich Hinkehr, nämlich zu

ihrem Kern und Quell. Der Quell führt aber wieder hinaus zur

Welt, die aus ihm fließt.

Darum gilt auch: geistiges Schauen hat den Vorrang vor dem

Wirken, aber Schauen will sich in Wirken verwandeln. Beide sind

wechselseitig. Darum sind der Heilige und der Held die beiden zu-

sammengehörigen Pole alles Lebens. Der Heilige ist nicht ausschließ-

lich nach innen, der Held nicht ausschließlich nach außen gewandt.

Der Heilige hat stets etwas vom Helden an sich, der Held kann

nicht ohne inneren Grund von Heiligkeit bestehen.

C.

Der G e g e n s a t z v o n S c h ö p f e r u n d G e s c h ö p f

Bedeutet nun das Schauen eine Vermischung von Erkennen und

Erkanntem, von Denken und Gegenstand, von Idee und Wirklich -

keit, das heißt zuletzt von Schöpfer und Geschöpf? Eine Vermi-

schung liefe auf Pantheismus hinaus, welchem ja die Welt, auf welche

Weise und mit welchen Verklausulierungen immer, zuletzt Gott

und Gott zuletzt die Welt ist.

An diesem Einwand ist soviel zuzugeben, daß jedes innere Erleb-

nis und am meisten das intuitive, mystische in sich die Neigung

habe, den Schauenden mit dem Geschauten, den Erlebenden mit

dem erlebten Gegenstand — sagen wir — zu vergemeinsamen!

Ja, es ist wahr, mit innerer Notwendigkeit stellt sich eine innige

Vergemeinsamung her, wie sie die Liebe kennt und die Begeiste-

rung, die Hingerissenheit von dem Erlebten und Erschauten. Liebe,

Begeisterung, Hingerissenheit, sie alle deuten auf Einheit. Aber

welche Einheit? Wir antworten: D i e s e i n n e r e E i n h e i t ,

V e r b u n d e n h e i t

o d e r

V e r g e m e i n s a m u n g

i s t

n o c h k e i n e V e r e i n e r l e i u n g , keine Identifikation. In

der höchsten mystischen Vereinigung ist nach Aussage aller Mystiker

die innigste Uberformung der Seele mit ihrem Grunde, welcher

Gott ist, doch kein reales Untergehen und Verlorengehen der Seele

in Gott (nur bildlich wird von solchem gesprochen). Eine berühmte

Upanischadenstelle über die mystische Einigung lautet: „Sie (die

Seele) geht ein in das höchste Licht / und tritt hervor in eigener