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in den Lehren des großen Dreigestirns am idealistischen Philosophen-
himmel: K a n t , F i c h t e , S c h e l l i n g . Aber auch die Vor-
aussetzungen der ihnen vorangegangenen Gegenspieler H o b b e s ,
L o c k e , B e r k e l e y , H u m e erweisen sich als echte Bausteine
einer Erkenntnislehre, wenngleich sie damals noch nicht die ent-
sprechenden Baumeister gefunden hatte. Die G a n z h e i t s l e h r e
läßt jede dieser Auffassungen an dem ihr zukommenden Platze
bestehen. Sie kann jeder die rechte Stelle zuweisen, weil sie ein ge-
schlossenes Gebäude der idealistischen Erkenntnistheorie aufzubauen
imstande ist. Es hat seine letzte Begründung in der R ü c k v e r -
b u n d e n h e i t des subjektiven Geistes im ,,N a t u r g e i s t e “
und in der „I d e e n w e l t“. Die Ideenwelt ist es eigentlich, die
jenen „Geist-Raum“ hervorbringt, der dem Geiste als das Gegenbild
des Raumes der „Natur an sich“ wesensgemäß ist. Die Ideenwelt ist
es, aus der die Bilder entspringen, in welchen dem menschlichen
Geiste der „Naturgeist“ sich offenbart. Und nur so ist der einem ver-
borgenen Geheimnis
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der Ideenwelt entlockte Satz Spanns zu ver-
stehen, der das Wesen der Sinnesempfindung erst richtig zu erhellen
vermag; zugleich aber die Erkenntnislehre in der Lehre vom Geiste
verankert, als dessen Urquell die Ganzheitslehre die Eingebung er-
kannt hat:
„W enn der G e i s t n u r m i t s i c h s e l b s t v e r -
k e h r t , m u ß e r a u c h d i e E i n g e b u n g d e r D i n g -
w e l t a u s s i c h h e r v o r b r i n g e n . Er muß den idealen
Gehalt der Dinge in sich haben, um sie in der Eingebung zu schauen“
(Bd 14, 171).
2. Der Geist als Persönlichkeit
Sah Goethe in der Persönlichkeit das größte Glück der Erden-
kinder, so bekommt diese Verheißung ihr ganzes Gewicht durch die
Worte Spanns: „Persönlichkeit birgt in sich ein tiefes Geheimnis, das
schwer zu ergründen ist“ (Bd 9, 266). Ebenso schwer wie ihr Geheim-
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Fichte schon hatte es in seiner Weise gelüftet, da das ,,Sich-selbst-Setzende“ mehr ist
als nur das empirische, subjektive Ich.