Table of Contents Table of Contents
Previous Page  1005 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 1005 / 9133 Next Page
Page Background

[85/86]

107

nur Glieder. Ob a b e r e i n W a s s e r z u w a c h s u n d w i e v i e l d a v o n

G l i e d i m j e w e i l s V o r g e f u n d e n e n G l i e d e r b a u d e r

M i t t e l w e r d e n k a n n , l i e g t a n d e r B e s c h a f f e n h e i t

d i e s e s G l i e d e r b a u e s !

Die

Grenznutzenlehre

macht

außerdem

den

Fehler,

die

B e d ü r f n i s b e f r i e d i g u n g

g r u n d s ä t z l i c h

n a c h

m a t e r i a l i s t i s c h e r A r t z u b e t r a c h t e n , gewissermaßen nur vom

Standpunkte des Essens und Trinkens aus — als ob es nur verbrauchliche Güter gäbe!

Es g i b t a u c h unverbrauchliche Güter. Ein Bild können 2 oder 100 000 Menschen

ansehen; Kenntnisse, Erfindungen verbrauchen sich nicht! Und so fort

1

. Wesentlich ist

ferner, daß das lebensnotwendigere Bedürfnis (Essen und Trinken) nicht immer das

ranghöhere, das wichtigere und wertvollere ist. Hierfür noch ein letztes Beispiel. Wenn

ein hochgesinnter junger Mann, der bisher vom Studium wegen vollständiger Armut

ausgeschlossen war, durch eine Erbschaft in die Lage versetzt wird, zu studieren und

sich einem geistigeren Leben zu widmen, so steigt er durch Verwendung dieses

Zuwachses nicht zur Befriedigung minder wichtiger Bedürfnisse herab! Ihm wird jetzt

erst das Leben lebenswert, er konnte vielleicht vor Verzweiflung und

Selbstmordgedanken dadurch gerettet werden — die Zuwüchse bedeuten ihm die

„ K r o n e d e s L e b e n s “ , sie haben für ihn keinen abnehmenden, sondern

einen zunehmenden Wert.

/

Daß allerdings immer wieder ein Punkt kommt, an welchem die Zielerreichung zu

Ende und eine „Grenze“ ist, ist wohl richtig. Das e r g i b t a b e r k e i n e

s t e t i g a b n e h m e n d e O r d n u n g d e r N u t z u n g e n u n d

d a h e r a u c h k e i n e n G r e n z n u t z e n a l s R e c h e n g r ö ß e !

Die Grenznutzenlehre hat jenen einen Fall fälschlich verallgemeinert, wo (wie beim

„abnehmenden Bodenerträge“) einseitige Mehraufwände n a c h E r r e i c h u n g

e i n e s O p t i m u m s darum einen abnehmenden Ertrag bringen, weil die anderen

Erzeugungsmittel (z. B. Bodenfläche) festgelegt sind. Dabei übersieht sie aber, daß bis

zur Erreichung des Optimums die Erträge zunehmen können und ferner stets neue

Optima entstehen

2

.

Will man die Frage der Bildung der Leistungsgrößen und des

Rechnens mit ihnen lösen, so darf man nicht die Psychologie des Ab-

schätzens dieser Leistungsgrößen, man darf noch weniger die

Psychologie der Genußgefühle zur Grundlage machen, wie es Menger

und seine Schüler taten. Denn obgleich die Wichtigkeit der Ziele

allerdings nur durch das Abschätzen des Subjektes zur Geltung kommt

(Wichtigkeit und Genuß sind überdies ganz und gar nicht das

gleiche!), so kommt sie doch durch das Subjekt hindurch zur Geltung,

nämlich als ein Objektives, das die Prämisse des Subjektes bildet. Es

handelt sich also um den objektiven Gliederbau zuerst

1

Siehe unten S. 170 und 215.

2

Vgl. dazu meinBuch: Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre,

26. Aufl., Heidelberg 1949, S. 71 ff., und unten S. 257 und 318 f.