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als eine gleichsam entartete Erscheinung nicht eindeutig in ihrem
Aufbau; selbst dies jedoch nur auf Grund bestimmter gesetzmäßiger
Kategorien. Das alles bedeutet aber, daß / die empirische Wirtschaft
(allerdings nur als Wirtschaft gesehen, nicht auch als Ausdruck von
Sittlichkeit, Staat und so fort gefaßt) r e s t l o s Gegenstand
theoretischer Erklärung und Begriffsbildung ist — jedoch nicht infolge
abgezogener „Isolierung“ von „Faktoren“, die in Wahrheit an und für
sich selbst niemals das Licht der Welt erblicken würden, s o n d e r n
i n
e i n e r
U n t e r s u c h u n g ,
d i e
g a n z
u n d
a u s s c h l i e ß l i c h d a s B a u g e s e t z d e r W i r k l i c h k e i t
b l o ß l e g t , d i e e i n G e s e t z d e s l e b e n d i g s t e n
L e b e n s e n t h ü l l t , nämlich jenes Lebens, das im Umgehen mit
Mitteln, in „Wirtschaft“, enthalten ist. Wenn „Wirtschaft“ als der
Schauplatz der Mittel in der Gesellschaft seine Wirklichkeit und seine
Stelle erhält, so kann es immer und überall nur dieselbe M i t t e l -
h a f t i g k e i t sein, die wir antreffen, immer und überall nur dasselbe
reine Baugesetz des Mittelseins geben, immer und überall in Geschichte
und Erfahrung nur e i n e „Wirtschaft“ in diesem innerlichen, dem
Gegenstand streng entsprechenden Sinne — allerdings kann diese
Wirtschaft nur Mittel einer ganzen, lebendigen, wirklichen und
geschichtlichen, das heißt unendlich mannigfaltigen und
vielgestaltigen G e s e l l s c h a f t sein. Die „wirtschaftliche“
Wirklichkeit, die M i t t e l h a f t i g k e i t d e r G e s e l l s c h a f t
i s t i m m e r u n d ü b e r a l l , z u a l l e n Z e i t e n , i n
a l l e n L ä n d e r n , b e i a l l e n V ö l k e r n e i n e g l e i c h e ,
n ä m l i c h e i n e a u s g l e i c h e n f o r m a l e n G e s e t z e n
g e b a u t e ; d i e G e s e l l s c h a f t , d a s G e b ä u d e d e r
Z i e l e , d e r w i r k l i c h e n M i t t e l , d a s l e b e n d i g e
L e b e n s e l b e r w a r z u a l l e n Z e i t e n u n e n d l i c h
v e r s c h i e d e n .
Auf solche Weise geschieht es, daß die g a n z e erfahrbare
Wirtschaft jeweils in den Kreis der theoretischen Erforschung gezogen
wird und es keine wirtschaftliche Erscheinung geben kann, die nicht
gänzlich der theoretischen Forschung unterworfen wäre — als
wirtschaftliche Erscheinung, nicht als gesellschaftliche! Das
„realistische“ Verfahren dagegen kann, genau wie das geschichtliche,
niemals reine „Wirtschaft“ beschreiben; es muß notwendig ganze
gesellschaftliche Erscheinungen abschildern. So gibt es ja wohl eine
Preisstatistik, aber nur als Statistik b e s t i m m t e r Preise, etwa der
Preise des Schweinefleisches. Diese Statistik schließt aber schon mehr