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Eigennutz überhaupt gilt und inwieweit; oder anders ausgedrückt: sie
sagt nichts darüber, von w o aus zu deduzieren sei, um eine theoretische
Wissenschaft zu begründen, nämlich ob von einem einzigen, dem
logisch-primären „Motiv“ (richtig kann es nur heißen: „Prämisse“) oder
von der empirischen Mannigfaltigkeit der wirklichen „Motive“. Es kann
außerdem nicht genug hervorgehoben werden, daß auch bei der
Annahme rein wirtschaftlichen / Handelns (was mit der sogenannten
„Deduktion“ allein gemeint ist) die deduzierenden Überlegungen ihre
inhaltlichen Voraussetzungen notwendig stets auf induktivem Boden
aufbauen, daß sie selbst jene Konstruktionen, die sie robinsonadisch
durchführen, der Wirklichkeit und Erfahrung anpassen. Daraus folgt
aber: Der induktive Reichtum der abstrakten Methode geht
grundsätzlich so weit, als es die generalisierende Begriffsart des
theoretischen Wissens überhaupt erlaubt. Es ist dies eben dieselbe
Erscheinung, die wir früher feststellten: es gibt keine abstrakt-
unwirkliche, es gibt nur wirkliche Wirtschaft als Gegenstand unserer
Wissenschaft. Daß bei Smith, Ricardo, Thünen und allen großen
Theoretikern nicht größter induktiver Reichtum und innerste
Lebenswahrheit zu finden sei — wird niemand leugnen können. Und
der Begriff des Grenznutzens enthält, wenn anders er Wahrheit in sich
schließt, lebendigste, gedrängteste, maßgebendste Wirklichkeit.
Das induktive und deduktive Moment ist nicht die ursprüngliche
(primäre) Frage im Streite um Verfahren und Aufbau unserer
Wissenschaft, wie Schmoller und andere wollten; ebensowenig aber der
Gehalt an Abstraktion, wie Carl Menger wollte.
III.
Wirtschaft und Gesellschaft: individualistische
und universalistische Auffassung
1
Der Schwerpunkt der Verfahrenfrage liegt weder im Verhältnis von
deduktivem und induktivem noch von abstraktem und realem Gehalt
der Wirtschaftsforschung, sondern ist nur aus der Natur der Wirtschaft
heraus zu bestimmen, welche wieder ihrerseits bestimmt wird: durch
das
Verhältnis
von
Wirtschaft
und
Gesellschaft.
Die
V e r f a h r e n f r a g e d e r V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e i s t
e i n e F r a g e d e r V e r k n ü p f t h e i t d e r W i r t s c h a f t
1
Vgl. zu diesem Abschnitte meine Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930,
Zweites Buch, S. 65 ff.; Der wahre Staat, 4. Aufl., Jena 1938, Erster Teil.