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367

Eigennutz überhaupt gilt und inwieweit; oder anders ausgedrückt: sie

sagt nichts darüber, von w o aus zu deduzieren sei, um eine theoretische

Wissenschaft zu begründen, nämlich ob von einem einzigen, dem

logisch-primären „Motiv“ (richtig kann es nur heißen: „Prämisse“) oder

von der empirischen Mannigfaltigkeit der wirklichen „Motive“. Es kann

außerdem nicht genug hervorgehoben werden, daß auch bei der

Annahme rein wirtschaftlichen / Handelns (was mit der sogenannten

„Deduktion“ allein gemeint ist) die deduzierenden Überlegungen ihre

inhaltlichen Voraussetzungen notwendig stets auf induktivem Boden

aufbauen, daß sie selbst jene Konstruktionen, die sie robinsonadisch

durchführen, der Wirklichkeit und Erfahrung anpassen. Daraus folgt

aber: Der induktive Reichtum der abstrakten Methode geht

grundsätzlich so weit, als es die generalisierende Begriffsart des

theoretischen Wissens überhaupt erlaubt. Es ist dies eben dieselbe

Erscheinung, die wir früher feststellten: es gibt keine abstrakt-

unwirkliche, es gibt nur wirkliche Wirtschaft als Gegenstand unserer

Wissenschaft. Daß bei Smith, Ricardo, Thünen und allen großen

Theoretikern nicht größter induktiver Reichtum und innerste

Lebenswahrheit zu finden sei — wird niemand leugnen können. Und

der Begriff des Grenznutzens enthält, wenn anders er Wahrheit in sich

schließt, lebendigste, gedrängteste, maßgebendste Wirklichkeit.

Das induktive und deduktive Moment ist nicht die ursprüngliche

(primäre) Frage im Streite um Verfahren und Aufbau unserer

Wissenschaft, wie Schmoller und andere wollten; ebensowenig aber der

Gehalt an Abstraktion, wie Carl Menger wollte.

III.

Wirtschaft und Gesellschaft: individualistische

und universalistische Auffassung

1

Der Schwerpunkt der Verfahrenfrage liegt weder im Verhältnis von

deduktivem und induktivem noch von abstraktem und realem Gehalt

der Wirtschaftsforschung, sondern ist nur aus der Natur der Wirtschaft

heraus zu bestimmen, welche wieder ihrerseits bestimmt wird: durch

das

Verhältnis

von

Wirtschaft

und

Gesellschaft.

Die

V e r f a h r e n f r a g e d e r V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e i s t

e i n e F r a g e d e r V e r k n ü p f t h e i t d e r W i r t s c h a f t

1

Vgl. zu diesem Abschnitte meine Gesellschaftslehre, 3. Aufl., Leipzig 1930,

Zweites Buch, S. 65 ff.; Der wahre Staat, 4. Aufl., Jena 1938, Erster Teil.