Vorwort zur dritten Auflage
Bei der Bearbeitung der neuen Auflage war es mein Bestreben, die
stofflichen Teile dieses Werkes zu bereichern und doch durch größere
Gedrungenheit der Behandlung, wo immer es nur anging, so zu kürzen, daß
sich keine Vermehrung des Umfanges ergab; zu welchem Zwecke
allerdings auch Kleindruck reichlicher als bisher verwendet werden mußte.
Vor allem erfuhr die Übersicht der Schulen, mit welcher, da sie zugleich in
die Streitfragen und Denkaufgaben der Gesellschaftslehre einführen soll,
die Untersuchung eröffnet wird, eine beträchtliche Erweiterung. Sodann
sind es die Abschnitte über Rasse, über Wissenschaft, Kunst, Religion, Staat
und Recht, ferner jene über die Vorrangverhältnisse und über die
Ausgliederungsordnung der Gesellschaft, die vor andern ausgestaltet
wurden. Unberührt von der Neubearbeitung blieb kaum ein Abschnitt.
Jedoch sollte an den Rahmen des Werkes, wie es in früheren Jahren vor
dem Kriege in einem Wurfe entstanden war, nicht gerührt werden.
Nach Kräften bemüht war ich auch, die Hindernisse für den
philosophisch weniger gebildeten Leser zu beseitigen sowie jenen
Mißverständnissen zu begegnen, die sich dort so leicht einstellen, wo es
umlernen heißt. Große Hoffnungen wage ich allerdings auf solche
Verbesserungen nicht zu setzen. Es ist nicht der Beruf dieses Werkes,
Gegensätze zu verschleiern, sondern aufzudecken. Darin liegen ja überall
die Schwierigkeiten, die diesem Buche entgegenstehen: im einzelnen wie
im ganzen gerade jene Dinge zu sagen, die den Neigungen unserer Zeit
zuwiderlaufen, und die zu hören sie sich aus innerstem Triebe widersetzt.
Denn die Ansicht der Gesellschaft, die hier entwickelt wird, der
Universalismus, ist durch eine Welt von der bisherigen naturalistischen
und aus der Aufklärungszeit stammenden Ansicht, dem Individualismus,
getrennt.
Was man auch über die Scheidung des Individualismus und
Universalismus, die dieses Buch zum ersten Male durchführt, denken möge
— weder das eine: daß der Individualismus die größte ge- /