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Aus dem Vorwort zur zweiten Auflage

Äußerlich hat sich an dem vorliegenden Werke gar vieles geändert, innerlich wenig.

Der Hauptgegenstand des Buches war mir stets der Gegensatz von Universalismus und

Individualismus gewesen. In der ersten Auflage wollte ich, um überzeugender zu wirken,

aufleitend Vorgehen

1

und habe daher die Wesenstheorien der Gesellschaft, Universalismus

und Individualismus, ebenso wie den Begriff der Gesellschaft als Ergebnis der zergliedernden

Einzeluntersuchung erst am Schluß behandelt. Ich änderte diesmal die Anordnung, begann

nach Erledigung der Vorfragen sofort mit den Wesenstheorien, faßte diese und was ihnen

zugehört als „Allgemeine Gesellschaftslehre“ zusammen und fügte die Zergliederung des

Aufbaues der Gesellschaft aus Teilganzen, Unterganzen und Gliedern als „Besondere

Gesellschaftslehre“ jener allgemeinen Grundlegung an. Eine weitere Änderung besteht darin,

daß ich die Schriftenübersichten, die früher jedem Abschnitt hinzugefügt waren, wegließ, da

auf diese Weise bei dem heutigen Stand unseres Schrifttums allzuviel Wertloses

mitgeschleppt werden müßte und der Anfänger nur in Verwirrung gebracht würde. Dafür

bemühte ich mich, im Laufe der Darstellung auf jedem Stoffgebiete führende und

grundlegende Werke, wo solche da sind, heranzuziehen. Den Namen des Buches habe ich

unter Weglassung des „Kurzgefaßten Systems“ in „Gesellschaftslehre“ vereinfacht.

Bei der Überarbeitung des Buches war manche individualistische Eierschale abzuwerfen.

Mein Bestreben war vor allem darauf gerichtet, Namengebung und Untersuchungsart überall

jener Strenge des Verfahrens gemäß zu gestalten, die durch die universalistische Auffassung

der Gesellschaft gefordert wird. Immer mehr ist mir im Laufe der Jahre die verfahrenmäßige

Eigenart der Gesellschaftslehre deutlich geworden, die in der vollkommenen

Verschiedenheit von der Naturwissenschaft liegt. Es kann kein größeres Unheil für die

Gesellschaftswissenschaften geben als die Übernahme naturwissenschaftlichen Verfahrens

und kausaltheoretischer Einstellung. Doch bin ich im vorliegenden Werke den rein

verfahrenmäßigen Untersuchungen, trotz der Zusammenfassung alles Systematischen zu

einer eigenen Verfahrenlehre

2

, so sehr als möglich aus dem Wege gegangen, um dafür die

sachliche Zergliederung selbst sprechen zu lassen. Das Ergebnis meiner verfahrenkundlichen

Studien hoffe ich demnächst als ausgearbeitete „Kategorienlehre“ vorlegen zu können.

Immerhin sind die grundlegenden Kategorien: Ganzes, Glied, Ebenbildlichkeit, Rang,

Leistung, Vermittlung, und andere, die unserer naturwissenschaftlich gearteten Logik fremd

sind, in dem vorliegenden Buche wie in andern meiner Bücher auf mannigfache Weise zur

Erscheinung gekommen.

Gegen die heute in der Gesellschaftslehre herrschenden Schulen an dieser Stelle

nochmals das Wort zu nehmen, geht nicht an. Es ist auch nicht mehr

1

Siehe dort S. 19.

2

Siehe unten fünftes Buch.