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F o r t g e s c h r i t t e n e K u l t u r e n . E r s t e G r u n d f o r m : V a t e r -

r e c h t l i c h - N o m a d i s t i s c h e G r o ß v i e h z ü c h t e r

Uraltaische Völker, später indoeuropäische, noch später semito-hamitische Völker

(1)

R e l i g i o n . Ein oberster Himmelsgott (erst später mit dem materiellen Himmel

zusammenfallend). Neben ihm oft ein Geist des Bösen (Erdgeist). Unter ihm, meist auch von

ihm geschaffen, andere Geister, meist Naturgeister.

Noch keine Tempel und kein Bild des obersten Himmelsgottes. Priester ist der Vater der

(Groß-) Familie. Feierliche Gebete und Opfer, letztere ursprünglich unblutig: besonders erste

Milch der Herdentiere als Primitialopfer.

Später Eindringen des blutigen Opfers (Erstgeburt der Tiere). Eindringen des

Schamanenwesens und seiner Tänze und Kuren aus dem mutterrechtlichen Kulturkreis.

(2)

Ü b r i g e G e s e l l s c h a f t . Erweiterung der Einzelfamilie zur Groß

familie. Verstärktes Vaterrecht: Patriarchalgewalt. Erstgeborenenrecht. Herrschaft des

Mannes.

/

Zurücktreten der Jugendinitiation, weil Kinder unter der Gewalt der Großfamilie, nicht

des Stammes. Unterschied von reich und arm in der Verschiedenheit der Größe des

Herdenbesitzes.

(3)

W i r t s c h a f t u n d T e c h n i k . Viehzucht, zumeist in Großherden.

Transportmittel: Reit- und Tragtiere, Schlitten und Wagen. Wohnung: das runde oder

polygone Zelthaus (Wand und Dach selbständig). Waffen: Lanzen, Schwert,

zusammengesetzte Reflexbogen, kleiner runder Schild. Musikinstrumente: Schalmeien und

Harfeninstrumente.

F o r t g e s c h r i t t e n e K u l t u r e n . Z w e i t e G r u n d f o r m : T o t e -

m i s t i s c h e h ö h e r e J ä g e r ( E x o g a m - v a t e r r e c h t l i c h )

Süd- und Ostaustralien, Neuguinea, Ost-Dravida in Vorderindien, Nordwest-

afrika und Nordostafrika, Nordwestamerika

(1)

R e l i g i o n . Die Sonne, die, verschieden vom Mond, sich nicht ändert und stirbt,

wird hier als höchstes Wesen, als ewige Quelle aller Kraft in Zeugung und Natur verehrt. Das

frühere höchste Wesen oft als alt und gebrechlich hingestellt. Phallische Riten. Blüte der

Magie.

(2)

Ü b r i g e G e s e l l s c h a f t . Zurücktreten der Einzelfamilie hinter den Stamm.

Herrschaft des Mannes als erfolgreichen Jägers, Künstlers und Händlers über die Frauen.

Jugendweihe nur für Knaben in strengem Geheimnis vor den Frauen. Beschneidung als

Initiationsritus. Nachher geschlechtliche Zügellosigkeiten.

Totemismusglaube der einzelnen Familien, von einem Tiere (einer Pflanze usw.)

abzustammen oder irgendwie mit ihm verwandt zu sein. Verbot, diese Tiere zu töten oder zu

essen. Soziale, nicht religiöse Scheu vor dem Totem. Sozialer Kult der Totembilder und

Totemabzeichen. Der Stamm zerfällt in viele Totemclans, Heirat muß stets von einem Clan in

den andern stattfinden. (Clanexogamie). Altersklassen. Starke Entwicklung der bildenden

Kunst.

(3)

W i r t s c h a f t u n d T e c h n i k . Höhere Stufe der Jagd: durch

Vervollkommnung der Jagdmethoden reichere Jagderträgnisse. Feste Wohnung: Rundhaus

mit Kegeldach. Ausgehöhlter Baumstamm als Kanoe. Stichwaffen: Lanze und Dolch.

Schutzwaffe: primitive Form des Panzers (breite Holzgürtel). Blasinstrumente.

Spezialisierung von Handwerk, Technik, Handel und Gewerbe. Insgesamt: Anfänge der

städtischen Kultur.