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(2)

Ü b r i g e G e s e l l s c h a f t . A u s d e r bisherigen horizontalen Gliede

rung geht die vertikale Gliederung in Stände und Klassen hervor, von der Sklaverei, die hier

ihre eigentliche Entwicklung erfährt, durch die Freien und Adeligen, zum absoluten und oft

vergotteten König hinauf.

/

(3)

W i r t s c h a f t u n d T e c h n i k . Verbindung der Viehzucht mit der primitiven

Dorf- und Stadtkultur der Ackerbauer und der höheren Jäger. Festlegung der Arbeitsleistung

in Ständen und Kasten, dadurch Steigerung und Vervollkommnung der Arbeitsprodukte und

Anhäufung der Großvermögen. Verbindung des Rechteckhauses mit runden Turmbauten zu

Burgen und Palästen. Wissenschaft, Kunst, Übergang zum Großstaat und zur Hochkultur.

Hierzu noch einige kurze E r l ä u t e r u n g e n .

Die Urkulturen, z. B. der gründlich erforschten Feuerländer

1

, zeichnen sich durch eine

höhere geistige Kultur aus: Monotheismus, Einehe, örtliche Exogamie, Gleichberechtigung

der Geschlechter, große Liebe der Eltern zu den Kindern, familienmäßige Organisation der

Wirtschaft und Gesellschaft (die den Staat freilich keineswegs aufhebt). Die Unterschiede

zwischen den drei Urkulturen sind verhältnismäßig gering. — K e i n e d e r

U r k u l t u r e n z e i g t K o m m u n i s m u s u n d P r o m i s k u i t ä t , wie sie frühere

Forscher für die älteste Zeit annahmen. Im Gegensatze zur Morganischen und Marxischen

Lehre von dem Urkommunismus und der Urpromiskuität stellt es sich heraus, „daß gerade bei

den ältesten Völkern sich keine Spur von Promiskuität oder Gruppenehe, keine Polygamie

und kein Mutterrecht findet, daß dagegen alle Völker, bei welchen man solche Spuren finden

wollte, oder bei denen Polygamie und Mutterrecht tatsächlich herrscht, sich schon auf spätem

Entwicklungsstufen befinden . . ,“

2

.

Besonderen Wert legt Schmidt auf den von ihm eingeführten neuen Kulturkreis der

nomadisierenden Viehzüchter, die uralaltaischen, indogermanischen, semitischen und

hamitischen

Völker

3

.

„Indem

wir“,

sagt

er,

„den

Kulturkreis

der

viehzüchterisch-nomadisierenden Stämme aufgestellt, haben wir die folgenreichste und am

deutlichsten in die Erscheinung tretende Abkehr von dem alten Evolutionismus vollzogen.

Schon die Aufstellung der Urkulturen, insbesondere des Kulturkreises der Pygmäen und

Pygmoiden, bedeutet einen entschiedenen Bruch mit diesen Lehren, indem hier an den

Anfang der Kulturentwicklung Stämme gestellt wurden, die nichts . . . von jenen .. .

Unordnungen aufweisen, aus denen die ältere Schule die Kultur mühsam sich emporringen

ließ.“

4

Durch die unmittelbare Anfügung der vaterrechtlich-großfamilialen Kulturen an die

Urkulturen „wird sofort der Zugang von den Urkulturen in die Kulturvölker . . . eröffnet.

Denn gerade diese viehzüchterischen Nomadenvölker gehören ja zu den aktivsten Faktoren

der Weltgeschichte. . . . Indem wir nun diese Völker von Totemismus und Mutterrecht

ausschließen, diese letzteren als andersartige parallele Formationen erklären, wird es in

eindringlichster.. . Weise klar, daß nicht die ganze Völkerwelt nach den gleichen

,Elementargedanken“, in wesentlich gleichen Phasen sich entwickelt hat, wie die ältere

Schule unter Führung von Adolf Bastian annahm, sondern daß hier eine ganze Reihe

unabhängig

1

Wilhelm Koppers und Martin Gusinde: Unter Feuerland-Indianern, Eine

Forschungsreise zu den südlichen Bewohnern der Erde, Stuttgart 1924.

2

Paul Wilhelm Schmidt und Wilhelm Koppers: Völker und Kulturen, Teil 1:

Gesellschaft und Wirtschaft der Naturvölker, Regensburg 1925, S. 144.

3

Vgl. Schmidt und Koppers: Völker und Kulturen, ... S. 101.

4

Schmidt und Koppers: Völker und Kulturen, ... S. 223.