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Ü b r i g e G e s e l l s c h a f t . A u s d e r bisherigen horizontalen Gliede
rung geht die vertikale Gliederung in Stände und Klassen hervor, von der Sklaverei, die hier
ihre eigentliche Entwicklung erfährt, durch die Freien und Adeligen, zum absoluten und oft
vergotteten König hinauf.
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W i r t s c h a f t u n d T e c h n i k . Verbindung der Viehzucht mit der primitiven
Dorf- und Stadtkultur der Ackerbauer und der höheren Jäger. Festlegung der Arbeitsleistung
in Ständen und Kasten, dadurch Steigerung und Vervollkommnung der Arbeitsprodukte und
Anhäufung der Großvermögen. Verbindung des Rechteckhauses mit runden Turmbauten zu
Burgen und Palästen. Wissenschaft, Kunst, Übergang zum Großstaat und zur Hochkultur.
Hierzu noch einige kurze E r l ä u t e r u n g e n .
Die Urkulturen, z. B. der gründlich erforschten Feuerländer
1
, zeichnen sich durch eine
höhere geistige Kultur aus: Monotheismus, Einehe, örtliche Exogamie, Gleichberechtigung
der Geschlechter, große Liebe der Eltern zu den Kindern, familienmäßige Organisation der
Wirtschaft und Gesellschaft (die den Staat freilich keineswegs aufhebt). Die Unterschiede
zwischen den drei Urkulturen sind verhältnismäßig gering. — K e i n e d e r
U r k u l t u r e n z e i g t K o m m u n i s m u s u n d P r o m i s k u i t ä t , wie sie frühere
Forscher für die älteste Zeit annahmen. Im Gegensatze zur Morganischen und Marxischen
Lehre von dem Urkommunismus und der Urpromiskuität stellt es sich heraus, „daß gerade bei
den ältesten Völkern sich keine Spur von Promiskuität oder Gruppenehe, keine Polygamie
und kein Mutterrecht findet, daß dagegen alle Völker, bei welchen man solche Spuren finden
wollte, oder bei denen Polygamie und Mutterrecht tatsächlich herrscht, sich schon auf spätem
Entwicklungsstufen befinden . . ,“
2
.
Besonderen Wert legt Schmidt auf den von ihm eingeführten neuen Kulturkreis der
nomadisierenden Viehzüchter, die uralaltaischen, indogermanischen, semitischen und
hamitischen
Völker
3
.
„Indem
wir“,
sagt
er,
„den
Kulturkreis
der
viehzüchterisch-nomadisierenden Stämme aufgestellt, haben wir die folgenreichste und am
deutlichsten in die Erscheinung tretende Abkehr von dem alten Evolutionismus vollzogen.
Schon die Aufstellung der Urkulturen, insbesondere des Kulturkreises der Pygmäen und
Pygmoiden, bedeutet einen entschiedenen Bruch mit diesen Lehren, indem hier an den
Anfang der Kulturentwicklung Stämme gestellt wurden, die nichts . . . von jenen .. .
Unordnungen aufweisen, aus denen die ältere Schule die Kultur mühsam sich emporringen
ließ.“
4
Durch die unmittelbare Anfügung der vaterrechtlich-großfamilialen Kulturen an die
Urkulturen „wird sofort der Zugang von den Urkulturen in die Kulturvölker . . . eröffnet.
Denn gerade diese viehzüchterischen Nomadenvölker gehören ja zu den aktivsten Faktoren
der Weltgeschichte. . . . Indem wir nun diese Völker von Totemismus und Mutterrecht
ausschließen, diese letzteren als andersartige parallele Formationen erklären, wird es in
eindringlichster.. . Weise klar, daß nicht die ganze Völkerwelt nach den gleichen
,Elementargedanken“, in wesentlich gleichen Phasen sich entwickelt hat, wie die ältere
Schule unter Führung von Adolf Bastian annahm, sondern daß hier eine ganze Reihe
unabhängig
1
Wilhelm Koppers und Martin Gusinde: Unter Feuerland-Indianern, Eine
Forschungsreise zu den südlichen Bewohnern der Erde, Stuttgart 1924.
2
Paul Wilhelm Schmidt und Wilhelm Koppers: Völker und Kulturen, Teil 1:
Gesellschaft und Wirtschaft der Naturvölker, Regensburg 1925, S. 144.
3
Vgl. Schmidt und Koppers: Völker und Kulturen, ... S. 101.
4
Schmidt und Koppers: Völker und Kulturen, ... S. 223.