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Teilen ausgeübt wird, sie bildet. Dieser Widerhall, diese schöpferische

Seingebung in Gegenseitigkeit, welche das selbständige Wesen des

Ganzen begründet, ist nichts Stoffliches, Dingliches, also auch nicht

materialisierbar, vielmehr ein Geschehen, das ganz im Bereiche des

Geistigen bleibt. Mehr als ein Bild kann es daher nicht sein, wenn von

dem substantiellen „Organismus“ der Gemeinschaft gesprochen wird; der

Tatbestand und Begriff einer e i g e n e n

W e s e n h e i t ,

Selbständigkeit des gesellschaftlichen Ganzen, der damit bezeichnet wird,

ist indessen vollständig zutreffend. Man kann ihn am besten als

G e g e n s t ä n d l i c h k e i t der Gemeinschaft oder des Ganzen

bezeichnen. Denn Gegenständlichkeit muß nicht stofflich, sie kann auch

geistig sein, auch schließt sie den Begriff des Lebens nicht aus. Leben muß

nicht aus, Fleisch und Blut bestehen, es gibt auch einen geistigen

Pulsschlag

1

.

Zergliedern wir die Bestimmungsstücke oder Momente der Ganzheit,

welche die Gemeinschaft darstellt, so finden wir:

(1)

Die Wirklichkeitsverleihung an ihre Glieder;

(2)

Gefüge und Gliederung in ihr;

(3)

ihre sittliche Natur.

/

A. Die V e r w i r k l i c h u n g d e r G l i e d e r

i n d e r G a n z h e i t

Der Vorgang der Schöpfung der Glieder in der Gegenseitigkeit der

Gezweiung ist kein einfacher, sondern ein vielfältiger. Es ist ein

gegenseitiges Nehmen und Geben zu unterscheiden, bei dem aber sowohl

das jeweilige Nehmen als aktiv und passiv wie das jeweilige Geben als

passiv und aktiv erkannt werden muß. Es ist ein zwie- fältiger innerer

Umtrieb im Leben der Ganzheit, der macht, daß auch der Geber nimmt

und der Nehmer gibt.

1. G e g e n s e i t i g e s N e h m e n

Die Grundtatsache gegenseitiger Erweckung in der Gemeinschaft ist es,

auf die wir immer wieder zurückgehen müssen. In ihr stek- ken mehrere

Bestimmungsstücke. Wenn Goethe seinen „Faust“

1

Weiteres siehe unten unter D. „Der objektive Geist“, S. 176 f.