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Dieser Gedankengang ist in sich streng folgerichtig, aber darum

als Ganzes nicht weniger widersinnig. Wenn die Wirtschaft nicht

ein Geistiges in sich hätte, könnte ihr überhaupt die Fähigkeit zur

Gruppierung gleichartigen Handelns (,,Klassen“-bildung) nicht zu-

kommen. Oder bedeutet die rein technisch-stoffliche Frage, ob

einige mit roter Farbe, andere mit schwarzer Erde hantieren, an

sich etwas für die Klassengliederung? Es kann doch stets erst der gei-

stige Gehalt in Betracht kommen, der z. B. in Handarbeit und

Maschinenarbeit, in der Abhängigkeit und Selbständigkeit liegt!

Und dieses Geistige selbst muß sich wieder von höherem Geistigen

ableiten. N i c h t

a u s d e r

E r z e u g u n g s w e i s e u n d

A r b e i t s t e i l u n g n o c h a u s d e m S a c h b e s i t z , d e r

d a r a u s f o l g t , e n t s t e h t d e r S t a n d ; sondern aus

den S a c h e r f o r d e r n i s s e n der j e w e i l i g e n K u l t u r

f o l g e n d i e i n n e r e n G l i e d e r u n g e n i h r e r V e r -

r i c h t u n g e n , u n d d i e s e V e r r i c h t u n g e n s c h r e i -

b e n d i e B i l d u n g d e r S t ä n d e v o r . Geist und Richtung

des Lebens führen zu einer bestimmten Wirtschafts- und Arbeits-

weise; diese ist darum erst in abgeleiteter Eigenschaft selbst Voraus-

setzung für Gruppierungen gleichartigen Handelns (für „klassen-

mäßige“, „ständische Gruppierungen“).

Wirtschaft ist kein „Unterbau“, kein mechanisches Substrat für Geistiges,

weil sie vielmehr erst als dessen Diener und Ausdruck überhaupt wirklich werden

kann! Wirtschaft kann z. B. nicht „Unterbau“ von Recht sein, weil sie als das

absolut Dienende Recht schon v o r a u s s e t z t , weil sie von Recht ebenso wie

von Sittlichkeit, Religion, Vitalität als ihren Zielen erst Dasein und Form

empfängt; Wirtschaft an sich kann ebenso auch keine Klassen (Stände) bilden

und deren „Unterbau“ sein, weil vielmehr die „Klasse“ (das heißt ihr geistiger

Grund) sich erst in der Wirtschaft ausdrückt; und noch weiter zurück: weil ein

Geistiges sich in tausendfältigem Handeln — darunter auch wirtschaftlichem

Handeln — darstellt, nämlich in organischer Gruppierung, das heißt standes-

(„klassen“-)mäßig.

Nie ist etwas Verkehrteres behauptet worden als dieser angebliche „Kausal-

zusammenhang“ zwischen „gesellschaftlichem Unterbau“ und „Überbau“, da

dasjenige, was für sich nicht einmal gedachterweise möglich ist — die Wirt-

schaft — auch keine selbständige Ursache, geschweige denn das absolute Prius /

sein kann. Auch dieser Gedanke spielt nicht nur in der gesamten Soziologie,

sondern auch in der gesamten heutigen Geschichtsschreibung unbewußt eine

größere Rolle, als man denkt — eine herrschende!

Auch der — uns gleichfalls schon bekannte Marxische und individualistische

— Gedanke der B i l d u n g d e r „ K l a s s e n “ d u r c h U n t e r w e r f u n g

u n d U n t e r d r ü c k u n g , wie überhaupt der Gedanke des grundsätzlichen

Gegensatzes der Klassen im Sinne eines Kampfes als konstitutiver, als wesenhafter