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als arteigenes Teilganzes des Gesamtganzen „Gesellschaft“ zu be-
stimmen. Er ist dann durch das Stichwort „Mittel für Ziele“ be-
zeichnet. „Mittel“ heißt dabei Vorzweck, niederer Zweck gegen-
über einem höheren. (Die Kausalität, zum Beispiel Chemie, Techno-
logie, des Mittels kommt dabei nicht selbst in Frage, diese ist Vor-
aussetzung.) Das Mittel als Vorzweck, das Mittel in seiner Gültig-
keit als Vorzweck „leistet“ etwas für das Ziel.
Der Grundbegriff der Volkswirtschaftslehre ist daher die L e i s t u n g im
Sinne von Verrichtung, von „Funktion“, aber nicht mathematisch verstanden,
nicht als „Kausalitätsfunktion“ aufgefaßt, sondern im teleologischen Sinne. Einer-
seits ist die „Leistung“ demnach ein vollkommen unkausaler Begriff (in ihm liegt ja
bloß die Vorzweck-Zweckbeziehung); anderseits führt die Leistung unmittelbar
auf den Begriff der Ganzheit zurück. L e i s t u n g e r w e i s t s i c h a l s e i n e
K a t e g o r i e d e s V e r h ä l t n i s s e s G a n z e s : T e i l . Geleistet wird aber
durch eine Gliederung von Leistungen; niemals kann eine einzige Leistung für
sich erscheinen (zum Beispiel eine Arbeitsaufwendung, eine Rohstoffaufwendung,
eine Kapitalsaufwendung), sondern „Leistung“ erscheint notgedrungen zusammen
mit anderen Leistungen, in einem ganzen Gebilde von Leistungen (zum Beispiel
eine Arbeitsaufwendung zusammen mit einer Rohstoff- und Kapitalsaufwendung).
L e i s t u n g e n e r s c h e i n e n n u r a l s G l i e d e r i n G a n z h e i t e n . —
Darum ist die eine Aufgabe der Volkswirtschaftslehre, nämlich das Gebäude der
Leistungen der Mittel für Ziele zu erkennen und systematisch zu entwickeln, im
Grunde einerlei mit einer anderen Aufgabe: die Volkswirtschaft als eine Gesamt-
ganzheit zu konstruieren, die zwar aus vielen Unterganzheiten besteht — eine
eigene Ausgliederungsordnung hat —, aber selber als Glied in der höheren Ge-
samtganzheit „Gesellschaft“ befaßt ist
1
.
C.
S o z i o l o g i s c h e O r g a n i s a t i o n s l e h r e u n d
S t a a t s t h e o r i e i m b e s o n d e r e n
Je mehr sich die Staatslehre auf ihre Grundbegriffe besinnt, um
so mehr findet sie sich als Organisationslehre überhaupt und damit
als einen Teil der allgemeinen Gesellschaftslehre. So wird die Dar-
stellung der Staatsformen — Monarchie, Aristokratie und so wei-
ter — sofort zur Untersuchung des Gefüges des staatlichen Glieder-
baues und damit zur Gefügelehre und Gliedbaulehre von Organi-
sationen überhaupt, denn die betreffenden Bauformen, Leitungs-
formen und so weiter, zum Beispiel kollegiale oder monarchische
Leitungsform, finden sich ja nicht nur am Staate, sondern an Orga-
nisationen jeder Art.
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Siehe unten S. 663 f.
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