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Ganzheit des Schreibwesens, Überlieferungswesens jener Zeiten, aus
denen sie stammen soll, weiterhin aber noch in die politischen, staat-
lichen, kriegerischen, kulturellen Ganzheiten jener Zeiten, über die
sie Aufschluß gibt, einzugliedern. G e s c h i c h t e s c h r e i b e n
h e i ß t b e s t i m m t e g e s e l l s c h a f t l i c h e G a n z h e i -
t e n u n d i h r e G l i e d e r ( P e r s ö n l i c h k e i t e n ) d a r -
s t e l l e n .
Auch wenn man die Geschichte im Windelbandischen Sinne als „idiographische“
Wissenschaft (individualisierend, Einmaliges beschreibend) faßt, so gilt dennoch
dasselbe. Denn die „Einmaligkeit“ kann sich ja doch nur als Glied eines Ganzen
feststellen lassen. Nie wird ja eine Individualität, zum Beispiel Karl der Große,
„idiographisch“ für sich dargestellt, sondern stets im Hinblick auf die Ganzheit,
deren Glied sie ist
1
.
Die Art, wie die Gesellschaftswissenschaften einander durchdrin-
gen, zeigt genau an, wie sie ein Ganzes sind.
In dem Maße sodann, als der Geschichte tatsächlich etwas Be-
schreibendes anhaftet, gleicht sie der Völkerkunde und Statistik.
Wenn sie sich dann aber, Ganzheiten rekonstruierend, über die
bloße Stoffsammlung erhebt, muß sie auch dem betreffenden ge-
sellschaftswissenschaftlichen Sonderfache methodisch sich angleichen.
Die Wirt- / schaftsgeschichte zum Beispiel muß ebenso die Begriffe
von Kapital, Preisbildung anwenden wie die theoretische Volks-
wirtschaftslehre. Die politische Geschichte und die Kulturgeschichte
werden die Begriffe sämtlicher Gebiete der Gesellschaftslehre ver-
wenden. Denn die Geschichte g i b t e i n B i l d d e r g a n z e n
m e n s c h l i c h e n G e s e l l s c h a f t i n i h r e m W e r d e n ,
und schon damit ist die verfahrenmäßige Wesensgleichheit von
Geschichte und Gesellschaftslehre ausgesprochen.
G.
R e c h t s w i s s e n s c h a f t u n d
H.
S i t t e n w i s s e n s c h a f t
Wir gehen im folgenden von der inneren Einheit dieser beiden
Wissenschaften aus, die in ihren Grundzügen früher begründet
wurde.
1
Vgl. dazu meinen Aufsatz: Über die Einheit von Theorie und Geschichte,
in: Aus Politik und Geschichte, Gedächtnisschrift für Georg von Below, heraus-
gegeben von seinen Schülern und Freunden, Berlin 1928.