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mußte auch die Leser einladen, den weiten, welken Irrgarten der
Mittelmäßigkeit mit mir zu durchwandern, den Adam Smith und
seine Nachfolger anlegten. Unvermögend, die Dinge vom Ganzen
her aufzufassen, gaben sie die Schau aus der Froschperspektive, gaben
sie die Eindrücke des „Interessenten“ frei für Einsichten in den Zu-
sammenhang der Dinge aus. Das „Gesetz“ von Angebot und Nach-
frage, das „Gesetz“ der „Rentenpreise“, das „Gesetz“ der Grenz-
paare, die Auffassung des „Profites“ als Restgröße („Residual-
theorie“ in vielen Formen), des Tausches als bloßen Gebens und
Nehmens zwischen zwei Personen, des Geldes als bloß neutralen
Vermittlungsgutes im Tausche, die Quantitätstheorie, die Lehre von
den angeblichen Produktionsfaktoren und Verteilungsströmen —
sie alle und sämtliche übrigen Hauptbegriffe dieser Preis- und Ver-
teilungslehren erweisen sich als Grundirrtümer, wie sie in ihrer Arg-
losigkeit und Einfalt nur vom Standpunkte des betroffenen Einzel-
vorteils aus verständlich sind. Freilich war es unter solchen Um-
ständen nicht schwer, mathematische Regeln, einfache Schemata —
wie: „Die Preise sind umgekehrt proportional dem Angebot“, „di-
rekt proportional der wirksamen Geldmenge“ und anderes mehr —
zu geben.
Die universalistische Lehre verschmäht es, derartige Formeln
und blutleere „Gesetze" aufzustellen, weil ihr der Reich-/tum des
Lebens zugänglich ist und mehr gilt als solche einfache Konstruk-
tionen. Die Klarheit jener Konstruktionen ist noch lange kein Be-
weis für ihre Richtigkeit. Die Einfachheit mechanischer, rechneri-
scher Preisgesetze kann die Fülle des Wirtschaftslebens nicht wider-
legen und nicht Lügen strafen; wie umgekehrt die Vielfältigkeit
und Weite der universalistischen Preislehre dem Reichtum des Le-
bens entspricht. Denn sie zeigt überall, wie der Preis in den Tiefen
des Wirtschaftslebens verwurzelt ist, wie das Unrechenbare, das
Irrationale, das Geschichtliche, das Geistige auch in Wert, Preis und
Verteilung ihre Rechte behaupten. Das gelingt ihr namentlich durch
die glückliche Aufhellung der unverbrauchlichen und der vorgeord-
neten Leistungen, deren schöpferische Vervielfältigung den Sieges-
gang des Geistes über den Stoff in der Wirtschaft bezeichnet. Die
universalistische Preislehre hat die aus dem Leben genommenen
Maße gefunden. Sie hat ein strenges Bestimmungssystem, ein Prä-
zisionswerkzeug geschaffen, wie es den mathematischen Richtungen