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[XIV/XV/XVI]

ohne wesenhafte Gliederung überhaupt (was bei ihnen nur folgerichtig ist,

da sie in den Handlungen der Einzelnen, als in wirtschaftlichen Atomen, /

die ursprünglichen Bestandteile sehen). Es war aber auch bisher ein Fehler

aller organisch gerichteten Lehren, den inneren Stufenbau der Volkswirt-

schaft zu übersehen, die Unterganzheiten dieses Stufenbaus, die ja vom

Oberganzen, der Volkswirtschaft, ebensowenig verzehrt werden können wie

die Volkswirtschaft von der Weltwirtschaft, in ihrem Eigenleben nicht plan-

mäßig zu beachten und sie darum nicht ebenso der Wirtschaftspflege zu

empfehlen wie das Gesamtganze der Volkswirtschaft selbst.

Mit diesem Buche möchte ich den Kampf gegen individualistische, atomi-

stische, psychologistische, marxistische und andere t o t e W i s s e n s c h a f t

abschließen. Daß ich alle meine Gegner überzeuge und die Toten zum Leben

auferwecke, kann ich mir nicht träumen lassen. Es liegt in der Natur der

Dinge, daß die Lehre von der Ganzheit der heutigen, allzu handgreiflichen

Art wissenschaftlicher Kärrner und Sophisten unerreichbar bleibt. Wem, wie

diesen, die Wirtschaft nur ein armseliger Mechanismus ist, der durch blinde

Naturgesetze umgetrieben wird, wem sie nur die kümmerliche Sorge für das

Morgen ist, der weiß nichts davon, daß sie viel mehr als das, daß sie ein

Glied des L e b e n s ist. Die Ganzheit, einmal erschlossen, leitet den Geist

wie von selbst in der Erkenntnis weiter. Kein Wunder, denn mit ihr ist das

Zentrum, ist der Lebenskern der Dinge entriegelt, in dem alles enthalten ist.

Nur in ihrer Ganzheit sind die Dinge daheim; nur aus der Ganzheit heraus

werden die Dinge geschaffen und sind sie selbst schaffend; nur in ihrem

Geschaffenwerden und ihrem Schaffen werden die Dinge erkannt; und darum

liegt nur im Erforschen der Ganzheit wahre, lebendige Wissenschaft.

In der L a h n bei Vordernberg in Steiermark,

zu Ostern 1925

Vorwort zur ersten Auflage

Othmar Spann

In mehreren größeren systematischen Schriften („Gesellschaftslehre",

Berlin 1914, „Fundament der Volkswirtschaftslehre", 2. Auflage, Jena 1921,

„Der wahre Staat", Leipzig 1921)/habe ich versucht, der herkömmlichen

individualistischen und marxistischen Gesellschaftserklärung, die beide ma-

terialistisch sind, eine universalistische gegenüberzustellen, die durchaus

vom Geistigen in Gesellschaft und Wirtschaft ausgeht. Die folgenden Aus-

führungen in Form zweier Abhandlungen

1

dürfen als ein Nachwort zu die-

sen Büchern betrachtet werden, das aber zugleich für sich selbständig be-

stehen möchte.

Die beiden Abhandlungen sind den Herzfragen der jetzigen Gesellschafts-

wissenschaft gewidmet. Die erste über die Grundgestalten der Wirtschaft

soll die Lehre von den Wirtschaftstypen auf eine neue Grundlage stellen,

indem sie die Frage nach dem Wesen der Wirtschaft in ihrer baulichen

(organisatorischen) Form allgemein gesellschaftswissenschaftlich zu lösen

versucht; die andere über Tausch und Preis soll eine Grundfrage der rein

theoretischen Volkswirtschaftslehre beantworten.

1

Das waren; „Die vier Grundgestalten der Wirtschaft" und „Tausch und

Preis nach individualistischer und universalistischer Auffassung".