Table of Contents Table of Contents
Previous Page  274 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 274 / 9133 Next Page
Page Background

Hiermit liegt zum ersten Male eine vollständige Übersetzung der 3

Bände Soziologie von Comtes „Cours de philosophie positive“ (1838—1842)

vor, denn bisher gab es nur auszugsweise Verdeutschungen. Diese

Übersetzung darf aufrichtig begrüßt werden, denn sie wird voraussichtlich

dazu beitragen, daß Comte gründlicher studiert und bekannt werde, als es

bisher der Fall war. Es könnte von diesemWerke, wenn es mit der nötigen

philosophischen Kritik aufgenommen und unseren ureigenen

sozialphilosophischen Quellen (Schelling etc.) gegenübergestellt würde,

geradezu eine Vertiefung und Neubelebung unseres soziologischen und

sozialphilosophischen Studiums ausgehen.

Soziologie war für Comte eine Wissenschaft, die alle anderen

Wissenschaften zur Voraussetzung hat. Denn nach dem Prinzip der

abnehmenden Allgemeinheit oder zunehmenden Kompliziertheit gliedern

sich ihm die Wissenschaften in folgende Hierarchie: Soziologie, Biologie,

Chemie, Physik, Astronomie und Mathematik. Den höchsten Grad der

Kompliziertheit weist die Soziologie auf, die daher die oberste in jener

Reihe ist und zu ihrer Entstehung der hinreichenden Entwicklung und

Ausbildung aller vorherigen Wissenschaften bedurfte. Der Gegenstand der

Soziologie ist die menschliche Gesellschaft, die Menschheit. Alle

Erscheinungen innerhalb derselben, auch Wissenschaft, Kunst usw., sind

gesellschaftliche Erscheinungen. Die Gesamtheit aller in die geschilderte

Hierarchie gegliederten Wissenschaften bildet eine innere Einheit und der

korrespondierenden Einheitlichkeit der O b j e k t e jener Wissenschafts-

Gesamtheit entspricht notwendig auch ein Gesamt-Zusammenhang alles

Seienden; demgemäß findet sich ganz besonders die Erscheinung der

menschlichen Gesellschaft in einem einheitlichen kosmischen

Totalzusammenhange eingeordnet.

Dieser Gedanke Comtes ist für die Idee und den Geist seiner Soziologie

besonders bedeutungsvoll. Es ist der Gedanke der Laplacèschen

Weltformel, die Idee, es müsse die Wissenschaft so allgemeine Begriffe des

Geschehens bilden können, daß jede Erscheinung als Spezialfall dieses

Begriffes exakt erkannt werden könne. Aus die-