Table of Contents Table of Contents
Previous Page  277 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 277 / 9133 Next Page
Page Background

276

Geschichte auch im Hinblick auf die Methode im besonderen möchte hier

der Ort sein zu betonen, daß Comte wohl für Frankreich der Begründer

der positiven und historischen, sowie der organischen Betrachtungsweise

ist, daß aber für Deutschland die viel früheren Doktrinen Schellings und

Hegels und vor allem die Nationalökonomie Adam Müllers in dieser

Bedeutung in Anspruch genommen werden müssen. Dies sind auch die

letzten Wurzeln der historischen Schule in der Jurisprudenz und der

Sprachwissenschaft, wie der älteren historischen Schule der

Nationalökonomie. Und speziell für die Nationalökonomie ist Adam

Müller — der allerdings mehr indirekt und nicht genügend zur Geltung

kam — nicht nur der erste Begründer historischer Betrachtungsweise und

Methodik, sondern auch der bedeutendere, der die späteren Träger Roscher

und Knies ebenso wie Comte an philosophischer Tiefe und Durchbildung

wesentlich übertrifft. Bei ihm tritt ja nun allerdings eine Methodenlehre in

direkter Form nicht auf, aber man lese nur, was er gegen Adam Smith und

die konstruktive Art des Naturrechtes in seinen „Elementen der

Staatskunst“ (1809) sagt und was Comte

1

darüber sagt. Comte geht von der

politischen Unzulänglichkeit der Lehre des laisser-faire aus und von ihrem

in politischer Hinsicht unhistorischem Geiste; von da aus, und wegen des

universellen Zusammenhanges aller sozialen Elemente, begnügt er sich, die

isolierte Betrachtung des Wirtschaftlichen gegenüber dem Sozialen als

Ganzem für metaphysisch zu erklären. Aber die Gründe, ob denn eine

isolierte Betrachtung unter allen Umständen unzulänglich sein müsse,

unterläßt er zu untersuchen, ja den deduktiven und streng theoretischen

Charakter dieses Verfahrens gegenüber dem bloß empirisch-

beschreibenden des andern Verfahrens erwähnt er gar nicht. Anders Adam

Müller, der den Zusammenhang aller sozialen Elemente nicht nur um der

historischen Beständigkeit und langsamen Veränderlichkeit willen betont,

sondern auch, um die relative Selbständigkeit der einzelnen Seiten (z. B.

des

ökonomischen,

Rechtlichen)

trotz

und

wegen

des

Gesamtzusammenhanges zum Bewußtsein zu bringen. Adam Müller

spricht von einem „Geheimnis der Gegenseitigkeit aller Verhältnisse des

Lebens“, aber nicht bloß um des Endzieles willen, den dynamischen

Prozeß, die Entwicklung, positiv-historisch verste-

1

Bd 1, S. 193 ff., 213 ff., 256 ff. und öfter der vorliegenden Übersetzung.