Sieht man sich nach Belehrung über Organisationsformen oder
Grundgestalten der Wirtschaft um, so wird man im gesamten theo-
retischen Schrifttum nichts darüber finden. Der Streit um die Ord-
nung des "Wirtschaftslebens wird heute fast ausschließlich p o l i -
t i s c h geführt. Um das Wesen der Wirtschaft, um das Wesen des-
sen, was geordnet und gestaltet werden soll, wird dabei nicht viel
gefragt. Denn einerseits meint man, die Wirtschaft bestände aus so
fügsamem Stoffe, daß er sich ordnen lasse, wie man nur wünsche
(z. B. sowohl liberal wie kommunistisch); anderseits meint man,
die Wissenschaft habe nur zu erforschen, was sei, nicht aber, was
sein solle. Wie aber die Wirtschaft organisiert und gestaltet werden
s o l l e , das, so sagt man, sei Sache der „Weltanschauung“, Sache der
„subjektiven Zwecksetzung“, der „politischen Parteimeinung“. Seit
die neukantische Schule eine vollständige Trennung von Sein und
Sollen in die Philosophie einführte, seit diese Trennung auch in die
gesellschaftlichen Wissenschaften eindrang, war diese trostlose Lehre
immer mehr zum herrschenden Standpunkte geworden.
Je mehr man diese Sachlage überdenkt, um so mehr muß man
vor ihr erschrecken. War je eine Zeit so tief gesunken, daß sie
meinte, man könne wohl erkennen, was ist — was aber sein soll,
sei Geschmacksache und der Willkür des Einzelnen überlassen?
Diese Lehre verschuldet auch bis heute das völlige Fehlen der Frage
nach der vom Wesen der Sache geforderten, n a c h d e r w e s e n s -
g e m ä ß e n , r i c h t i g e n u n d i n d i e s e m S i n n e b e s t e n
W i r t s c h a f t s g e s t a l t
in
unserer
Wissenschaft.
/
In Wahrheit ist es nicht schwer einzusehen, daß alles Sollen aus
dem Sein erkannt werde, daß a l l e s S o l l e n e i n S a c h e r f o r -
d e r n i s d e s S e i e n d e n , nicht aber etwas Subjektives, Willkür-