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sie allgemein gebraucht werden müssen. Um also dieses Hindernis

der Unsicherheit und des Mangels an solchen g e m e i n s a m e n

Wirtschaftsmitteln wegzuräumen, bedürfte es schon planmäßiger

Einschränkungen der Verkehrsfreiheit, bedürfte es schon des Zwan-

ges (sei es durch Gesetz, sei es durch Sitte und Herkommen), in

jener ganz bestimmten Weise zu wirtschaften, wie es Sicherheit,

Vertragsrecht, Geldwesen usw. usw. erfordern. Die betreffenden

Hilfen der Gesamtverbände „Staat“, „Gemeinde“ würden also schon

bei jeder wirtschaftlichen Verkehrshandlung mitsprechen, die Ge-

s a m t h e i t w ä r e s c h o n i n j e d e r H a n d l u n g d e r E i n z e l -

n e n / a l s B e s t a n d t e i l m i t d a b e i — es wäre keine reine

Verkehrswirtschaft der Einzelnen mehr!

2.

Aber selbst wenn wir davon absehen würden, daß ein ge-

fügeloser Ablauf des wirtschaftlichen Verkehrs unmöglich ist, daß

es den Einzelnen in seiner Vereinzeltheit wirtschaftlich nicht gibt,

so bleibt noch ein anderes Hindernis übrig: es entstünde ein Chaos

im Inhalte, im Sachlichen der Wirtschaft. Kein Mensch wüßte, was

er machen sollte, um entweder jene Güter, die er angefertigt hat

und die vielleicht niemand will, an den Mann zu bringen, oder um

jene Güter zu erlangen, die er gern gegen seine eigenen eintauschen

möchte, die aber von niemandem anderen angefertigt wurden. Es

würde sich nicht nur die Unfähigkeit des Einzelnen, gliedhaft zu

handeln, nicht nur die anarchische Unsicherheit und Reibung zeigen

(die wir soeben unter 1 besprachen), sondern noch dazu die in-

haltliche Planlosigkeit, das grenzenlose sachliche Durcheinander der

Wirtschaft entstehen. — Man darf sich da nicht auf die verkehrs-

wirtschaftlichen, sogenannten kapitalistischen, Zeitalter der Ge-

schichte berufen. Nicht nur, daß es nirgends einen auch nur an-

nähernd reinen, regellosen Kapitalismus gegeben hat: man muß

bedenken, daß die k a p i t a l i s t i s c h e n E i n b r ü c h e d e r

G e s c h i c h t e a l l e i n w o h l g e g l i e d e r t e , n ä m l i c h i n

k ö r p e r s c h a f t l i c h - s t ä n d i s c h g e b u n d e n e

W i r t -

s c h a f t e n e r f o l g t e n . Diese Einbrüche waren von Jahr zu

Jahr und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt schließlich nur geringe Ab-

änderungen des Gesamtplanes der jeweiligen geschichtlich bestan-

denen Wirtschaft. Nur schrittweise sind z. B. in der frühkapitali-

stischen Zeit neben Zunft und Stadtwirtschaft die Fabriken hinzu-

gekommen. Und seit der Einführung der Gewerbefreiheit im