Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3075 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3075 / 9133 Next Page
Page Background

[31/32]

45

Ebenso hängt aber von jenen / Maßnahmen auch die Stellung der

Volkswirtschaft in der Weltwirtschaft und demgemäß wieder ihre

Anteilnahme am Gesamtertrage der Weltwirtschaft ab, von der auch

der Arbeiter und der kleine Mann wesentlich mitberührt werden.

Nur dann kann der Anteil des Arbeiters und Handwerkers groß

sein, wenn die Gesamtversorgung der eigenen Volkswirtschaft eine

günstige ist. Schon darum ist jede allgemeine Wirtschaftspolitik zu-

gleich schon Sozialpolitik.

Hier zeigt sich, wie die L o h n h ö h e keine einzelne Preisfrage,

sondern eine solche der Gesamtzusammenhänge, der Gesamtgliede-

rung der Wirtschaft ist; daher auch die heute so viel besprochenen

Lohnsenkungen nicht nur kalkulativ beurteilt werden dürfen, wie

das meistens geschieht. Die Frage ist vielmehr, ob durch solche Lohn-

senkungen (von der sich manche Industrien die Erhaltung ihrer Le-

bensfähigkeit versprachen), auch wirklich die gestörten Entspre-

chungen und Zusammenhänge mit den Vor- und Nachgewerben

(Märkten) wiederhergestellt werden können; die Erzeugung wirk-

lich in Gang kommt und dadurch wenigstens der Zweck, die Ar-

beitslosigkeit zu vermeiden, tatsächlich erreicht wird.

Wesentlicher noch ist aber folgender Punkt.

Wenn erst einmal der Arbeiter nicht auf sich selbst angewiesen,

sondern eingegliedert ist, dann wird auch die Frage der Anteilnahme

des Arbeiters am Gesamteinkommen des Standes in einer Weise ge-

löst werden, welche aus der Notwendigkeit einer gemeinsamen Ge-

samtverwaltung des Standes folgt, nicht a b e r a u s e i n e m a n -

g e b l i c h

w e s e n s n o t w e n d i g e n

„ I n t e r e s s e n g e -

g e n s a t z e “ , „ K l a s s e n g e g e n s a t z e “ .

Die individualistische Wirtschaftslehre behauptet insbesondere,

daß es im eigentlichen Sinne keine Preispolitik geben könne. Denn

der Preis sei mengenmäßig, sei mathematisch-ursächlich bestimmt

durch das Aufeinandertreffen der Angebots- und Nachfragemengen

oder Arbeitsmengen oder Nutzenmengen (deren Träger eigennützige

Einzelne wären). Das erwies sich uns als grundsätzlich falsch, da viel-

mehr die Wirtschaft als sinnvoller Gliederbau von Leistungen gefaßt

werden muß. Sind Fehlausgliederungen da, dann kann sowohl durch

andere Marktorganisationen wie durch Neuausgliederungen in der

Erzeugung eine Änderung erfolgen. Durch solche Preispolitik wie

durch Erzeugungspolitik würden „soziale Reformen“ geschaffen.