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der verhältnismäßigen Selbstversorgung zum Begriffe der völkischen

Wirtschaft führt. Doch kann dies hier nicht näher verfolgt werden.

Innerhalb dieser drei Gegenseitigkeits- oder Gliedschaftsverhält-

nisse besteht der uralte merkantilistische Satz zu Recht — man

könnte ihn ebenso einen stadtwirtschaftlichen oder fronhofswirt-

schaftlichen Satz nennen —, daß es besser sei, für die eigene Ware

zwei Taler zu zahlen als einen Taler für die fremde

1

. Dieser Satz

muß noch viel entschiedener gefaßt werden: Besser ist es, für die

eigene Ware tausend Taler zu geben als für die fremde einen —

wenn dadurch die wesensgemäße Selbstversorgung, der arteigene

Gliederbau der Wirtschaft gestört wird. Denn diese Störungen wir-

ken sich zuletzt viel schädlicher aus als der Verlust jener Werte.

Es ist der Grundirrtum aller individualistischen Theorien, na-

mentlich der alten, sogenannten klassischen Theorien, in der Außen-

handelslehre vom Preise aus- / zugehen. Der Preis ist nicht das Erste,

sondern ein Abgeleitetes. Die Frage steht daher nicht so, ob die

fremde Ware mehr oder weniger kostet. Sondern vielmehr: ob sie

das Gefüge, ob sie den Gliederbau und die Gegenseitigkeit der

eigenen Ganzheit stört oder kräftigt.

Das Eigenleben jeder Volkswirtschaft in der Weltwirtschaft ist

durch die Selbständigkeit der wichtigsten Lebensgrundlagen im all-

gemeinen am meisten gewährleistet. Wenn die Weltwirtschaft als

die höhere Ganzheit richtunggebende Bedingungen darbietet, so

können diese auf Grund einer gesunden völkischen Eigenkraft der

Volkswirtschaft am besten ausgefüllt werden. Die K r a f t e i n e r

V o l k s w i r t s c h a f t i s t a b e r i n i h r e r e i g e n e n B o -

d e n g r u n d 1 a g e , i h r e n e i g e n e n

R o h s t o f f g r u n d -

l a g e n , i h r e r e i g e n e n M e n s c h e n g r u n d 1 a g e , e i -

g e n e n A r b e i t s g r u n d 1 a g e , e i g e n e n

K a p i t a l s -

g r u n d l a g e u n d i n i h r e m e i g e n e n K a p i t a l h ö h e -

r e r O r d n u n g (das heißt z u l e t z t i n e i g e n e r v ö l k i -

1

Bekannter Ausspruch Philipp Wilhelm von Hornigks, vgl. mein Buch: Die

Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre (1911), 23. Aufl., Leipzig 1933, S. 21

[28. Aufl., Graz 1969, S. 32].

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