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VI.

Vom Wesen der Papiergeldvermehrung

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A. Wirtschaftsvorgänge und Papiergeldvermehrung

Drei Gedanken sind es vornehmlich, die sich um den Fragenkreis

Papiergeldvermehrung („Inflation“) scharen: Zuerst, daß die Teue-

rung wie von der „Warenseite“ für sich, so auch von der „Geldseite“

für sich ausgehen könne, ein Gedanke, der dem ältesten Bestande

der klassischen Lehre angehört, aber in Wiesers Geldtheorie wohl

zum klaren Ausdruck gebracht wurde; zweitens, daß jene Teuerung,

die von der „Geldseite“ her bestimmt wird, in eindeutiger, mecha-

nischer Abhängigkeit von den Änderungen der Geldmenge sich be-

finde (Quantitätstheorie); und endlich, daß die Neuausgabe von Pa-

piergeld wie eine Steuer auf die Volkswirtschaft wirke. Die bei-

den ersten Gedanken hängen eng miteinander zusammen, der letz-

tere steht für sich da. Denkt man aber den letzteren Gedanken zu

Ende, dann werden die beiden ersteren aufgehoben, wie ich im fol-

genden zeigen werde.

Eine Auseinandersetzung mit der Quantitätstheorie ist hier nicht

beabsichtigt; was ich an dieser Stelle prüfen will, ist nur die Frage,

ob von der Geldseite her selbständig eine Preisbewegung ausgelöst

werden könne, ob daher die Inflation von sich aus (als „Geldseite“,

Geldmengenveränderung aufgefaßt) preiserhöhend wirke. Ferner

bemerke ich, daß ich hier nur von Papiergeldvermehrung, nicht von

Vermehrung der Golderzeugung, auch nicht von „Goldinflation“

im innerstaatlichen Sinne spreche.

1

Zuerst erschienen in: Mitteilungen des

Verbandes österreichischer Banken und

Bankiers, Jg 3, Wien 1920, Nr 5—6. —

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