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den benimmt, um den Überverbrauch zu decken, je nachdem ge-
staltet sich die leistungsmäßige Auswirkung der Inflation, gestaltet
sich die Fortwälzung dieser Folgen und ihr schließliches Ende.
B. Geldüberfluß und Geldmangel
Wenn man gelernt hat, nicht auf die mechanischen Geldmengen
zu blicken, sondern auf die Wirtschaftsvorgänge, deren Folgen sie
sind, dann wird einem auch die so viel umstrittene befremdliche
Erscheinung klar, daß bei „Geldüberfluß“ (was ihrem Begriffe nach
Papiergeldvermehrung ist) doch „Geldmangel“ / im Geschäftsleben
herrschen kann. Der Grund ist, daß die W i r t s c h a f t s v o r -
g ä n g e , w e l c h e z u r N o t e n a u s g a b e f ü h r e n , d i e
j e w e i l s V o r g e f u n d e n e V e r h ä l t n i s m ä ß i g k e i t a l -
l e r Z w e i g e d e r V o l k s w i r t s c h a f t s t ö r e n , daß die
Entsprechung zwischen Verbrauch und Erzeugung, zwischen Vor-
rat und Ersatz (Rohstoffe), zwischen Geldgeschäft (Finanz) und
Warengeschäft gänzlich gestört wird. Demgemäß muß G e l d -
Ü b e r f l u ß b e i d e n e r s t e n N o t e n e m p f ä n g e r n ,
G e l d m a n g e l u n d T e u e r u n g b e i d e n s p ä t e r E m p -
f a n g e n d e n eintreten. Warum diese Erscheinung nicht schon bei
Beginn der Inflation auftrat, wird uns die nächste Überlegung klar-
machen.
C. Eine praktische und eine soziologische Bemerkung
Unter den entwickelten Gesichtspunkten dürfte sich auch die
Frage, wie einer Inflation Einhalt zu tun sei, wie die Inflationswir-
kungen zu heilen seien, wie man sie überhaupt volkswirtschaftspo-
litisch zu beurteilen habe, etwas anders anlassen, als wenn sie rein
als Gelderscheinung aufgefaßt wird. Schon oben wurde von der Be-
deutung einer üppigen oder einer schlichten Wirtschaftsauffassung,
einem „sittlichen Moment“ gesprochen. Es wird sich dennoch zeigen,
daß es im Grunde immer reine Wirtschaftsfragen sind, und nur Wirt-
schaftsfragen, um die es sich bei der Beurteilung von Inflation han-