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Gliedern darstellt, es ist das Ganze, das sich in der Umgliederung

entfaltet, ist jeder Atomismus nicht nur, sondern auch jeder Mecha-

nismus in der Geschichte überwunden. Denn das Ganze hat Glieder

von arteigener Freiheit. Dagegen liegt in der Entfaltung der Begriff

der Zeitalter oder Epochen, nämlich als Abschnitte der Umgliede-

rung beschlossen; und ebenso der Begriff der Z e i t e nwe n d e (Krise,

Krisenepoche). Denn in der Zeiten- / wende, in der sich die Zeit-

abschnitte voneinander scheiden, liegt es, daß aus dem Tode des

Alten das Neue emporsteigt, daß durch Krisen hindurch das Ganze

sich entfaltet! Aber schon in der Umgliederung an sich liegt „Krise“,

da sie Vorhandenes zurücknimmt und N e u e s ausgliedert.

1

In der Geschichte darf darum nicht das Mechanische, Naturali-

stische, wie aus der Pistole geschossen, als ein Recht des Zufalls dem

Geistigen, dem Zweckhaften gegenübertreten; noch darf das Gei-

stige, das Teleologische, dem Mechanischen, Naturalistischen, Um-

weltlichen, wie aus der Pistole geschossen, wie ein Deus ex machina,

gegenübertreten. Denn das Ganze hat von Anbeginn seinen Leib,

sein Naturhaftes, an dem es in Erscheinung tritt. In der Geschichte

herrscht die Einheit des Wesensgrundes, herrscht Ganzheit, die aber

stets durch die arteigene Freiheit der Glieder aufgelockert wird.

Wenn je eine höhere Betrachtung der Geschichte, wenn je Ge-

schichtsphilosophie möglich ist, so muß sie davon durchdrungen

sein, daß die Geschichte Geist sei. Der Geist aber hat in seiner in-

nersten Rückverbundenheit keine Vergangenheit und keine Zu-

kunft, in seinem Zeitgeschicke ist die tiefste Wahrheit das Ewige.

1

Vgl. über die Frage des Zeitalters vom Standpunkte des Geschichtsschreibers

aus: Georg von Below: Über historische Periodisierungen. Mit einer Beigabe:

Wesen und Ausbreitung der Romantik, Berlin 1925. Vgl. meinen Aufsatz

über: Hauptpunkte einer ontologischen Theorie der Zeit, in: Blätter für

deutsche Philosophie, Bd 1, Berlin 1927, S. 233 ff.