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die Anpassung (Lamarck), sei es durch die mechanisch erfolgende

Auslese im Kampfe ums Dasein (Darwin). Einer Übertragung dieser

Gedanken auf die Wirtschaft verdankt die sogenannte materialisti-

sche Geschichtsauffassung Marxens Entstehung und Ansehen. Durch

das „Gesetz der Konzentration“ sollen nach Marx die kleinen, tech-

nisch unvollkommenen Betriebe immer mehr beseitigt werden, die

größten Betriebe übrig bleiben, wodurch sich ein Fortschritt, sowohl

technisch wie auch wirtschaftlich-organisatorisch, nämlich vom Kapi-

talismus zum Kollektivismus, ergeben soll. — Ähnlich ist die soge-

nannte Morgan-Bachofenische Familientheorie zu verstehen, wonach

die Einfamilie aus der „Promiskuität“ (Allvermischung) durch das

Mutterrecht hindurch sich entwickelt haben soll. Ähnlich viele an-

dere Lehrbegriffe auf allen Gebieten der Wissenschaft.

Als die Kennzeichen dieser und aller anderen Lehren sind zu be-

trachten: Erstens das Mechanische, zweitens das Endlose des Fort-

schreitens.

Daß die Veränderungen aus m e c h a n i s c h e n Ursachen er-

folgen, aber doch zugleich eine e i n w o h n e n d e Z w e c k m ä -

ß i g k e i t („immanente Tele- / ologie“) aufweisen sollen, indem sie

eben den „Fortschritt“ in sich schließen — das muß als kennzeich-

nendstes Merkmal dieses Lehrbegriffes hervorgehoben werden. Ein

solch greller und geradezu himmelschreiender Widerspruch ist in

der Geistesgeschichte nicht gewöhnlich, aber er war der flachen Auf-

klärung durchaus nicht unerträglich, vielmehr — man muß es aus-

sprechen — in mehr als einer Hinsicht geläufig. Die Lehre vom

Parallelismus zwischen Stoff und Geist bei Spinoza, die Lehre von

der prästabilierten Harmonie bei Leibniz, die Lehre von der wirt-

schaftlichen Harmonie bei obwaltendem Wettbewerbe in der so-

genannten klassischen Volkswirtschaftslehre — sie alle beruhen ganz

offensichtlich darauf, daß ein blinder Mechanismus, ein „Automatis-

mus“ durch seinen Ablauf zugleich einen höheren Zweck verwirk-

licht. Sogar die Gesetze der Assoziationsmechanik in der Seelenlehre

erweisen sich von dieser Art, denn aus ihnen soll doch das (zweck-

mäßige) Seelenleben hervorgehen! Wenn wir daher in der Anpas-

sung (die kein Zweckbegriff ist, sondern auf einem umwelttheore-

tisch verstandenen Reflex-Mechanismus beruhen soll), wenn wir

ebenso im Kampfe um das Dasein der Tiere und Pflanzen die Aus-