Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3348 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3348 / 9133 Next Page
Page Background

318

[224]

Daß die U n t e r s c h i e d e e i n a n d e r S e i n s g r u n d

s i n d , w e i l s i e n u r a l s g l i e d h a f t e h e r v o r t r e -

t e n , i s t e i n e d e r w i c h t i g s t e n E i n s i c h t e n d e r

g a n z h e i t l i c h e n O n t o l o g i e .

Drittens tritt hier die Frage des Persönlichkeitsbegriffes in einer

für die Dialektik ungünstigen Weise hervor. Da ihr jeder neue

Setzungsschritt nur ein Durchgangspunkt ist, kann sie die Persön-

lichkeit nur aus dem Begriffe der absoluten Idee her retten, die sich

in jeder Setzung und Gegensetzung behauptet, so daß alles Vermit-

telte — die einzelne Setzung — ein gewisses Unvermitteltes am

Grunde hat. Auch bleibt im „Fürsichsein“ eine Selbstbezogenheit

und Verschlossenheit erhalten (weshalb auch der heute wieder

„moderne“ Einwand Kierkegaards gegen Hegel, er kenne das Per-

sönliche nicht, im Grunde nicht zwingend ist). — Aber die ganz-

heitliche Auffassung hat hier eine weit stärkere Stellung. Denn im

Begriffe der Ausgliederung hat das Mechanische und Ertötende

keinerlei Spielraum. Die Ganzheit kann sich nur ausgliedern, wenn

die Glieder das ihnen Aufgegebene setzen, wenn sie im Rahmen

ihres Eigenlebens (der Vita propria) das Vorgegebene selbst ergrei-

fen und in Freiheit erzeugen. Das S e i n d e r G l i e d e r i s t

e i n S c h a f f e n — freilich ein „Schaffen aus Geschaffenwerden“.

Darum auch das Geistesleben des Menschen von dem Ergreifenden

einer E i n g e b u n g ausgeht, nicht von einem Erleiden des äußeren

Sinneseindruckes (Eingebungspsychologie gegen Sensualismus, aber

auch gegen den Gang von Hegels „Phänomenologie“, die mit der

Empfindung beginnt, ebenso wie gegen Fichtes Ableitung des empi-

ristischen Bewußtseins, wie sie in der „Wissenschaftslehre“ [1794]

versucht wurde und das Vorbild für Hegels „Phänomenologie“

bildete). — Überall braucht das Ganze die Einzelnen zu seiner Ver-

wirklichung. Ohne Entfaltung der Persönlichkeit des Einzelnen

kann das Ganze nicht werden; aber der Einzelne wird nur im Gan-

zen, nur in Gezweiung. Die auch im gliedhaften Eigenleben (in der

Vita propria) fruchtbare Gegenseitigkeit der Persönlichkeit kann

das dialektische Verfahren nicht erreichen.

Viertens endlich zeigt sich die ganzheitliche Auffassung der dia-

lektischen auch im Punkte der „Synthesis“ überlegen. Es muß als

ein Gebrechen des dialektischen Verfahrens bezeichnet werden: daß