I. Das Wesen der Organisation
Organisation, zu deutsch mit Veranstaltung, Einrichtung, Glie-
derung, Vorkehrung, Stiftung, Ordnung, oder auch Wirkordnung
wiederzugeben, ist nicht als Inbegriff eines mechanischen Baugefüges,
eines Gefüges mechanisch geschichtlicher Elemente anzusehen; viel-
mehr als ein Inbegriff von H a n d l u n g e n mit ihren Hilfs-
mitteln (Gütern), die aber als Handlungen nicht mechanisch, son-
dern sinnvoll, rangordnungsmäßig Zusammenhängen. Organisation
ist demgemäß ihrem allgemeinsten Gefüge nach nichts mechanisch
Begreif- und Bestimmbares
1
.
Welche Art von Handeln schließt aber das Organisieren in sich?
Es sind stets Handlungen, die nicht selber zum Ziele führen wollen,
sondern die Erreichung eines Zieles erst v e r m i t t e l n helfen.
Denn stets ist es ein Anderes, ein „Stoff“, der organisiert wird.
Die Frage ist, ob sowohl gemeinsames Handeln durch Organi-
sation organisiert werden kann. (Beispiel: ein Gewerkverein, der
das Streiken — ein Handeln — organisiert); wie auch geistige Ver-
gemeinschaftung oder „Gezweiung“
2
(Beispiel: ein Arbeiterbildungs-
verein, der Vorträge und Wechselreden organisiert). Bei näherer
Betrachtung findet man, daß nur ein Handeln, niemals eine geistige
Gemeinschaft, unmittelbar organisiert werden kann. Da Organi-
sieren = organisatorischem Handeln, so kann sich Handeln nur
auf Handeln richten! Im Arbeiterbildungsverein werden denn durch
organisierendes Handeln nur Handlungen ausgelöst: die Vortragen-
den werden bestellt, der Saal besorgt, Tafel und Kreide vorbereitet,
Einladungen versandt und dergleichen. In den geistigen Vergemein-
schaftungsprozeß von Vortrag und Wechselrede selbst kann dagegen
nicht eingegriffen werden, dies kann nur mittelbar geschehen (was
dem allgemeinen soziologischen Satz entspricht, den ich in meiner
„Gesellschaftslehre“ begründete: Gezweiung kommt nur aus Ge-
1
Vgl. meinen Artikel: Rangordnung, unten S. 151 ff.
2
Uber den Begriff geistiger Gemeinschaft zum Unterschiede von handelnder
Gemeinschaft siehe meinen Artikel: Universalismus, unten S. 125 ff.