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thematischen verlor, sie alle sind heute auf einem toten Punkte

angekommen, sie alle sind in voller Selbstauflösung begriffen. Der

Geist der Zeit ist es selber, der wieder zum O b j e k t i v i s m u s

hintreibt, der zu den alten, höheren Formen des Denkens überall

wieder mit Macht zurückstrebt. Dennoch kann dies nicht durch

einfache Übernahme alter Lehrgebäude des Universalismus gesche-

hen. Jene alten Zeiten von Platon bis Thomas schöpften aus dem

Vollen, sie gingen aus metaphysischen, objektiv-ontologischen Phi-

losophien und aus echter Religiosität hervor, die den mechanisch-

atomistischen Seins- und Gesellschaftsbegriff kaum kannten. Auch

die Romantik gründete auf der metaphysischen Philosophie jener

Klassiker. Unsere Zeit aber, die durch Materialismus und sogar

durch Marxismus aufs Neue ausgehöhlt wurde, kann nicht aus dem

Vollen schöpfen, wie alle jene älteren Universalisten. Für sie war es

schon vorlängst eine ungeheure Anstrengung, sich wenigstens das

Apriori eines subjektiv verstandenen Kant (Erkenntnislehre statt

Seinslehre!) zurückzuerobern. Wir bedürfen heute der Ausbildung

rein methodologischer Mittel, wir bedürfen einer strengen Verfah-

renslehre und einer streng a n a l y t i s c h e n Theorie des Univer-

salismus. Verfahrenslehre und Wesenstheorie der Gesellschaft müs-

sen heute aus dem handfesten Betriebe und den Denkaufgaben un-

serer Geisteswissenschaften hervorgehen. Wie der Kranke mit

Krücken gehen muß, die der Gesunde wegwirft, so muß auch die

heutige Wissenschaft noch die feste Stütze strenger Begriffe der

Verfahrenslehre suchen, welche die früheren glänzenden Zeiten nicht

brauchten. Der Hauptbegriff dieser Verfahrenlehre aber ist die

oben entwickelte Erkenntnis, daß das Einzelne niemals begriffen

wird aus sich selbst, sondern aus dem Ganzen, das in ihm lebt.

Schrifttum

Da die moderne positivistische Gesellschaftslehre, wie sie sich von Auguste

Comte, Herbert Spencer, Albert Schäffle und anderen ableitet, der Erörterung

über den Gesellschaftsbegriff und der Grunderklärung der Gesellschaft aus dem

Wege geht, indem sie glaubt, durch einfache „Induktion“ diese Frage umgehen

zu können, ist ein ernsthaftes Schrifttum über Universalismus nicht vorhanden.

Selbst der Streit zwischen Gustav Schmoller und Carl Menger war bloß ein