Kein volkswirtschaftlicher Fachmann, welcher Richtung und
Schule er auch angehöre, kann heute bestreiten, daß die W i r t -
s c h a f t s t h e o r i e von Karl M a r x in allen einzelnen Lehr-
stücken fehlerhaft, ja, daß sie in ihren meisten Gedanken rückstän-
dig und unhaltbar ist. Betrachten wir die ersten Ausgangsbegriffe:
Reichtum, Wert, Tausch, Preis. R e i c h t u m ist Marxen eine
Summe von Sachgütern, die Volkswirtschaft ein volles Magazin da-
von — eine S u m m e ! Also eine vollständig mechanische und
quantitative Auffassung, genau wie bei S m i t h u n d R i c a r d o ,
die doch als Individualisten Marxens Gegenpole sein sollten. Die
organische Zusammensetzung der Reichtumsteile, das Geistige der
Güterhervorbringung und der Wirtschaft überhaupt, das Merkmal
des inneren Wertes der Ziele, der Produktivkräfte — sie alle blei-
ben vollkommen unberücksichtigt. Wie anders, wie unendlich viel
tiefer hat dagegen lange vor Marx der Romantiker Adam M ü l -
l e r , hat auch Friedrich L i s t , hat Henry Charles C a r e y ,
haben die deutschen Nutzwerttheoretiker das Wesen des Reichtums
bestimmt! Der größere Reichtum ist, so sagt Adam M ü l l e r ,
nicht dort, wo mehr Güter sind, sondern wo die größeren Kräfte
sind, ihn zu halten, und die bedeutenderen Gefühle ihn zu schät-
zen. Welch großen Fortschritt hatten Adam Müller, List, Carey
über Ricardo hinaus gemacht, wie blind war Marx für diesen Fort-
schritt.
Ganz mechanistisch ferner ist Marxen auch der W e r t ein ma-
teriell Meßbares. Wert ist ihm gefrorene Arbeit, ist eine Substanz,
etwas Mengenmäßiges, das sich nach der Stunde messen läßt. Ebenso
der T a u s c h . Er ist für Marx seinem Wesen nach eine Gleichung
von Arbeitsmengen; und P r e i s ist nur die Wertbildung, die aus
der Vergleichung, Gleichsetzung von Gütern mit Rücksicht auf
dieses allein „Kommensurable“ (Vergleichbare) erfolgt, das ihnen
gemein ist: Die Eigenschaft, Arbeitsstunden zu enthalten. Es ist
heute kein Zweifel mehr, daß diese ganze Denkart, welche nichts
anderes als unverfälschter Ricardo ist, ein Holzweg der Forschung
war. Der Wert ist keine „gefrorene Arbeit“, er ist überhaupt nichts
Stofflich-Objektives, sondern subjektiv bestimmt; er ist nichts
Mechanisches, sondern an den von Marx verkannten Gebrauchs-