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Naturgesetze geben nur über die größenmäßige Bestimmtheit der

Auswirkung der Naturwesenheit Auskunft. Die „Naturgesetze“

sind auch nicht die „Ideen“ (im Platonischen oder Aristotelischen

Sinne), die der Natur zugrunde lägen. / Denn die Naturgesetze

zeigen, das betonen wir nochmals, gar nicht die Erstigkeit der Na-

tur an, sondern sind nur von den größenmäßigen Auswirkungen

jener Erstigkeit hergenommen. Jene Erstigkeiten, j e n e U r -

m ä c h t e s e l b s t s i n d e s , d i e i n d e r N a t u r a u f -

t r e t e n , k e i n e s w e g s m a t h e m a t i s c h e G e s e t z e .

Diese Gesetze erschöpfen das Geheimnis der Natur nicht. Was jene

Urmächte sind, ist unserem Geiste verschlossen, denn die Natur ist

in ihrem Grunde nicht Geist. Das übergewaltige Urantlitz der Ma-

terie, wie es uns in den grauen Wogen des Weltmeeres, in den

wüsten Einöden der ungeheueren Felsengebirge und in dem Star-

ren der finsteren, lichterlosen Nacht übermenschlich anblickt, ver-

mögen wir nicht zu enträtseln, nicht auf den Geist als auf sein

Inneres zurückzuführen. Denn der Gedanke denkt, aber die Natur-

wesenheit verräumlicht sich. Die Verräumlichung bleibt dem Ge-

danken ewig unerreichbar. Das bewährt auch die Geschichte der

Philosophie. Fünfzigjähriger Denkerarbeit des göttlichen Schelling

ist der Versuch nicht geglückt, die Natur als Geist zu entwerfen.

Und er konnte nicht glücken. Erst dort, wo wir in der Natur Leben

finden, das Wachstümliche der Pflanze, das Empfindende des Tieres,

kommen wir auf den sicheren Grund unseres eigenen Innern. Denn

Leben ist schon Gedanke.

Und auch der Platonisch-Aristotelische Versuch konnte nicht

zum Ziele führen, der Versuch, die Stofflichkeit als das schlechthin

Leere, Bestimmungslose, Aufnehmerische, Willige und in sich selbst

Formlose oder materia prima anzusehen. Die Natur ist gerade

n i c h t willig, jede Form und Eigenschaft anzunehmen. Sie kommt

nicht als Bettler zum Geiste, sie schwelgt in eigenem nicht erborg-

tem Reichtum. Hiermit ist die Abgrenzung der Natur vom Geiste

und von den Ideen vorgezeichnet.

Weil die Natur nicht vom Geiste abstammt, bestimmt sich damit

auch das Verhältnis der reinen mathematischen Naturwissenschaft

zur Geisteswissenschaft. Die Naturwissenschaft kann / dem Geiste

nichts geben und kann zur Lösung grundsätzlicher Fragen des Gei-

stes nichts beitragen. Daher ist auch die Philosophie aller Zeiten