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das aus einem Vor-Natürlichen sich herschreibt, wie Geist und Le-

ben. Der Hauptsatz der Seinslehre bewährt sich auch hier: Nur im

Schaffen verdient sich alles Geschaffene das Sein. Der liebe Gott hat

nur Wesen geschaffen, die unaufhörlich tätig sind. Auch in der Na-

tur verspürt der Forscher das immerfort schlagende Herz der Welt.

Wenn im Naturgeschehen trotz der Selbstsetzung dem äußer-

lichen Hergange nach sich der Einzelvorgang jeweils als bloße Wir-

kung (Effekt) eines anderen Einzelvorganges darstellen läßt, so stößt

das den Vorrang der Qualität vor der Quantität nicht um, denn

diese Darstellung geschieht nur auf Grund der größenmäßigen In-

dizes. Nur mittelbar also zeigt sich die Natur mathematisch be-

stimmbar. Es ist eine Gesamtnatur, eine Gesamt-Dingwelt, die sich

räumlich und im Naturprozesse setzt. Ihrem Wesen nach dürfen

daher die Qualitäten nicht einzeln gedacht werden, sondern alle

Qualitäten bestehen nur in einem Einheitszusammenhange. Wenn

die heutige mathematische Physik die Qualitäten einzeln sich ver-

ändern läßt, so kann das g r u n d s ä t z l i c h n u r a l s N ä -

h e r u n g s v e r f a h r e n a n e r k a n n t w e r d e n (was zum

Beispiel bei dem Verhältnisse Druck, Volumen usw. klar ersichtlich

ist), welches praktisch zu großen Erfolgen führen kann, aber die Na-

turanschauung nicht bestimmen darf. Die vorstofflichen Anfänge

der Natur sind mit anderen Worten als Glieder einer Allgezweiung

zu denken und gehören zusammen. Wie sich Wasser in Dampf

auflöst, wenn der Druck nachläßt, so würde der eine / Stoff ver-

schwinden, wenn der andere verschwände, das eine Element, wenn

das andere. Wenn uns auch die Grundsätze und verfahrenmäßigen

Begriffe zu dem, was man in übertragenem Sinne eine Stoffgesell-

schaft nennen könnte, nicht bekannt sind, so zeigt sich doch überall

das allgewaltige Miteinander-Werden der Naturdinge. Sogar im

Einheitszusammenhange der Naturgesetze ist davon ein wenn auch

nur schwacher Abglanz noch zu finden. „Schwacher Abglanz“, weil

er sich nur in Größenzusammenhängen (den Indizes) zeigt.

Wird die Einheit und Gegenseitigkeit der Beschaffenheiten fest-

gehalten und die Beschaffenheit, wie es die Kontinuitätsphysik tut,

verfahrenmäßig als das erste in der Natur anerkannt, die größen-

mäßige Bestimmtheit und insbesondere auch die Bewegung aber

erst als das zweite und Mittelbare (darum auch nicht Erschöpfende),

dann wird auch klar, daß es k e i n e n r e i n e n M e c h a n i s -

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