F ü n f t e r A b s c h n i t t
Zum Abschlusse der Naturphilosophie
Wir haben das Stofflose im Stoffe, das Zeitlose in der Zeit und das
Raumlose im Raume aufgezeigt. Wir sahen, daß die Annahme, die
Natur enthalte nur größenmäßige Bestimmungen und bestehe nur
aus Bewegung, unrichtig ist, und daß einzig und allein der Atomis-
mus, der in philosophischer Hinsicht als ein geradezu minderwerti-
ges Denkgebäude gekennzeichnet werden muß, zu dieser Annahme
führte. Wir sahen dagegen, daß die nicht-atomistischen Auffassun-
gen der Natur, von denen wir die neuere Kontinuitätsphysik zu
einer vollwertigen mathematischen Physik ausgebildet vorfanden,
die Möglichkeit offen läßt, in der Natur zuerst die Beschaffenheiten
(Qualitäten) zu sehen und die größenmäßigen Bestimmungen nur
als Anzeichen (Indizes) zu fassen.
Hiermit sind die mathematischen Naturgesetze, die sich auf diese
größenmäßigen Indizes stützen, an ihrem Orte anerkannt, es ist
aber ihre alleinherrschende Stellung gebrochen. Sie reichen, da nur
auf Mittelbares (auf Indizes) gestützt, grundsätzlich nicht aus, um
den Anspruch der Laplaceschen Weltformel zu erfüllen. Der Götzen-
dienst, der mit den mathematischen Naturgesetzen seit der Aufklä-
rung getrieben wurde und der ohne den romantischen Gegenschlag
zu einem vollen Kulturbruche geführt hätte, muß ein Ende nehmen.
Die Auffassung der Natur als ein zuerst Wesenhaftes und Quali-
tatives und dann erst größenmäßig Bestimmbares oder Quanti-
tatives geht aber noch weiter, sie gibt die Möglich- / keit, über die
rein mathematische und ursächlich-mechanische Betrachtung in der
Naturwissenschaft selbst hinauszukommen.
Um den Gefahren einer rein mechanischen Auffassung zu entge-
hen, und um die Natur zu begreifen, ist die Erkenntnis nötig, daß
sie nicht aus Zusammensetzung hervorgehe, daß sie kein Komposi-
tum weder von Bewegungen noch von einzelnen Teilchen (Atomen)
sei. Die Natur ist ein Ganzes, ist ebenso ein sich selbst Setzendes,