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Der Begriff der organischen Gestalt als einer mittelbaren Ent-

sprechung des Lebens der Idee oder Ausdrucksgestalt nötigt uns, auf

die „Gezweiung höherer Ordnung“ nochmals einzugehen

1

.

Indem die stoffliche Welt etwas Uber-Stoffliches zur Wurzel hat,

ist sie imstande, mit der geistigen Welt eine Gezweiung höherer

Ordnung einzugehen. Als „setzend“, als immaterielle Wesenheit

reicht das Naturding an den Geist heran, kann es von ihm als

L e b e n berührt werden. Jener sinnfällige Vorgang, wo wir die

Gezweiung höherer Ordnung mit dem Stoffe äußerlich und inner-

lich erfahren, ist der menschliche Leib. Wie kommt er zustande?

Das Leben „bildet“ ja keine Materie, es baut mit schon Vorgefunde-

ner Materie. Leibliches L e b e n i s t d a s V e r m ö g e n d e s

G e i s t e s , m i t d e n i m m a t e r i e l l e n / A u s g l i e d e -

r u n g s m i t t e n d e r M a t e r i e i n G e z w e i u n g z u

t r e t e n . Dieses Vermögen nennen wir das wachstümliche oder

vegetative Vermögen der Seele. Was von Magiern und Heiligen er-

zählt wird, daß sie die Zentren der Natur in Ekstase zu versetzen

imstande sind, daß sie auf dem Wasser gehen, die Wolken beschwö-

ren, in die Ferne wirken, dieses, mag man es nun glauben oder nicht,

wäre ein Beispiel dafür, wie die menschliche Seele in u n m i t t e l -

b a r e n Rapport mit Naturzentren gelangen könnte. Wird dieser

Rapport m i t t e l b a r , durch den Leib hergestellt, dann ist dies

Gezweiung höherer Ordnung, nämlich Gezweiung der Seele mit den

immateriellen Zentren der stofflichen Welt.

Dieser Begriff der Gezweiung höherer Ordnung erklärt uns, was

„Leben“ ist. Leben ist die Kommunikation des Geistes mit dem

Immateriellen der stofflichen Welt.

Die stete Neuausgliederung und Rücknahme sodann, die in jeder

Ausgliederung und Ganzheit liegt

2

, erklärt uns auch die Speise

und den Stoffwechsel in dieser Kette der immer erneuten Gezwei-

ungen mit der überstofflichen Wurzel der Natur. In dieser fort-

währenden Erneuerung der Gezweiung, die als „Speise“ zur Er-

scheinung kommt, liegt das wahre Wachstümliche oder rein Vege-

tative; und in ihr liegt auch, daß es e i n e n b e s t i m m t e n

u n d v e r h ä l t n i s m ä ß i g d a u e r n d e n L e i b g i b t . Der

„Leib“ ist jetzt jener jeweils schon gebundene Stoff, mit dem die

1

Siehe oben S. 167 ff. und 261 ff.

2

Vgl. meine Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 232 ff.