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Erstens im Gebäude der gesellschaftlichen Ganzheiten. Hier fol-
gen die Spannungen, wie gesagt, der Ausgliederungsordnung der
Gesellschaft. Darnach unterscheiden wir:
(a) die Spannungen aus den geistigen Teilinhalten und geistigen
Stufen; (b) die Spannungen aus den Teilinhalten und den Stufen
des Handelns. Die die Geschichte gestaltenden, zuletzt überall maß-
gebenden Spannungen sind die im Geistursprünglichen, in der Sitt-
lichkeit und in den Systemen des Handelns ursprünglich auftreten-
den Spannungen. Wir nennen diese Spannungen die i n n e r g e -
s e l l s c h a f t l i c h e n S p a n n u n g e n
1
.
Zweitens treten die Spannungen bei den b i o l o g i s c h e n
V o r b e d i n g u n g e n des geistig-gesellschaftlichen Lebens auf.
Der Mensch ist nicht nur Geist, er ist auch Leib, Sinnlichkeit. Diese
ist abhängig: (a) von den sinnlichen Voraussetzungen, der biolo-
gischen „ E r b m a s s e “ , d e r R a s s e . — Das hat weitere Folgen.
Der Mensch ist Mann und Weib, er wird geboren und stirbt. Dar-
aus ergeben sich: (b) weitere sinnliche Gegensätze oder Spannungen,
diejenigen, die im Altersaufbau und in der Geschlechtsverschieden-
heit liegen: / die Spannung zwischen alt und jung; die Spannung
zwischen männlich und weiblich. Das Wort „Jugendbewegung"
zeigt uns heute eine beträchtliche Spannung dieser Art an.
Drittens die u m w e l t l i c h e n Spannungen. Der geistig-sinn-
liche Mensch steht auch zu seinen äußeren Naturgrundlagen in
wechselnden Spannungen. Diese äußere Naturgrundlage nennen wir
zusammenfassend die Umwelt. Die Schlagworte „Eiszeit“, „Polar-
oder Tropenvölker“, „Austrocknungen“ (z. B. der innerasiatischen
Steppe, der arabischen Wüste) bezeichnen einige geschichtliche Span-
nungen, die hier wirksam waren. — (Weiteres über die Einteilung
aller dieser Spannungen später.)
Viertens endlich sind die Spannungen einzuteilen nicht nur nach
den Gebieten, wo sie auf treten, sondern auch: (a) nach ihrer Größe
oder Dichte (Intensität); (b) nach ihrer Dauer (kurz oder lang an-
dauernd); (c) nach ihrer Schnelligkeit (in akute und chronische);
(d)
nach ihrer geschichtlichen Wirkungsweite in kleine und große,
über ganze Zeitalter hinwegreichende.
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Weiteres über sie und die Vorränge siehe unten S. 202 ff. und 206 ff.