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Freiheit nicht in Gebrauch setzen kann! Daß der Esel nur nach
Maßgabe der Eselheit leben, wesensgemäß oder wesenwidrig leben
kann, das ist es, was sein Schicksal macht. Und eben dieses Schicksal
bestimmt auch, was er an arteigener Freiheit besitzt. Das Schicksal
bestimmt also, „wessen Glückes Schmied jeder sei“. Der Esel ist nur
als Esel seines Glückes Schmied, der Mensch als Mensch. Schicksal
und Freiheit schließen sich nicht aus. Schicksal entscheidet darüber,
so könnte man es auch ausdrücken, welche Art von Freiheit jedem
mitgegeben werde. — Nun aber weiter. Was frei ist, das ist auch
durch und durch frei. Es ist nicht teils frei, teils bestimmt, sondern
es ist in seiner Weise, in seiner Ausgliederungsebene durch und
durch frei. Daher ist der Esel frei, zu tragen oder nicht, der Löwe
zu brüllen oder nicht; althochdeutsch zu sprechen oder nicht, ist
er dagegen weder frei noch unfrei; es liegt nicht in seiner Ebene.
Gleichwie blau durch und durch blau ist, so ist die Freiheit durch
und durch frei. Das Wesen des Geistes ist Freiheit, Selbsetzung.
Können die Hände mit Ketten gebunden werden, der Geist kann
w e d e r g e b u n d e n n o c h e n t b u n d e n werden. Seine
schaffende Freiheit hängt einzig am Geschaffenwerden. — Schicksal
widerstreitet daher der „Freiheit“ nicht, sondern begründet sie, gibt
ihr das Arteigene — im „Geschaffenwerden“, der Vorgefundenen
Begabung.
Geschichtlich kommt es darauf an, das Schicksal der Ganzheit
und das des Gliedes zu unterscheiden. Das Verhältnis beider ist ein
Brennpunkt geschichtlicher Schicksalsbetrachtung. In diesem Ver-
hältnisse stoßen wir auf das Schicksalsgeheimnis. — An erster Stelle
steht das S c h i c k s a l d e r g r o ß e n G a n z h e i t e n . / Die
Ganzheiten haben ihr Schicksal, aber die Einzelnen müssen es er-
füllen. Das größte Geheimnis des Schicksals ist jener Punkt, wo das
Eigenleben unseres Ichs (unsere Willensfreiheit) mit dem Lebens-
gange der Ganzheit in Widerspruch gerät, und zwar seinen Not-
wendigkeiten nach; oder seinen Zufälligkeiten und Nebensächlich-
keiten nach. Den goldenen Schlüssel bildet auch hier der Begriff
der Gliedhaftigkeit.
Beim E i n z e l s c h i c k s a l handelt es sich einzig um seine
Gliedhaftigkeit, welche in sich zwei widersprechende Elemente zu
bergen scheint: (a) Das Eigenleben und (b) die Befaßtheit im Gan-
zen, die im Falle des Widerspruches — äußerlich gesehen — als