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[410/411]

III. Die Verzeitlichung der Schöpfung

(Fortsetzung der Schöpfungslehre)

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Der Lehrbegriff der Schöpfung soll die letzten Voraussetzungen

alles Geschehens, aller Geschichte aufdecken. Er hat uns die Hinter-

gründe der Welt verständlich zu machen. Wir entwickelten ihn

soweit, daß wir den Irrtum vermieden, diese Hintergründe seien

geradewegs ein Inbegriff von Vorbestimmtheit, von Vorbildlichkeit

der Geschichte. Daß alles Irdische an den Himmel gekettet ist, alles

Mittelbare im Unmittelbaren verankert sei, dieser uralten Weisheit

haben auch wir gehuldigt. Jedoch darf sie nicht in einem allzu

einfachen Sinne verstanden werden. Der „Himmel“ ist ein Sein

von höherer Art, in welchem unsere Kategorien nicht gelten. Die

Weisen der Ausgliederung können nicht ohne weiteres in das Vor-

sein übertragen werden. Wenn das Irdische im Himmlischen eine

Vorgeschichte hat, so bedeutet doch das Wort „Geschichte“ dort

etwas anderes. Denn der tiefe Ankergrund der Welt, in dem sie

rückverbunden und befaßt ist, ist zeitlos.

Damit sind wir auf den B e g r i f f d e r Z e i t gewiesen, der

zur Geschichtlichkeit der Welt gehört (ein Zusammenhang, den

schon Baader klar erkannte). Von der Schöpfungslehre kommen wir

zur Zeitlehre. Die Hauptpunkte des Lehrbegriffes der Zeit haben

wir schon an anderen Orten entwickelt. Hier handelt es sich um

das Verhältnis zur Geschichte. Dieses Verhältnis ist vom Schöpfungs-

begriffe aus zu erklären. Die Frage geht zuerst darum, warum es

bei der Weltschöpfung nicht bleibt, / warum mit dem Gebäude der

Entsprechungen des Geistes die Schöpfung nicht beendet ist. Anders

gesagt, warum die Ausgliederung in Umgliederung übergehen muß.

A.

W a r u m b l e i b t e s n i c h t b e i d e r A u s g l i e d e -

r u n g ? W a r u m m u ß U m g l i e d e r u n g s e i n ?

Nichts beharrt, alles verändert sich; nicht Ausgliederung ist,

sondern nur Umgliederung. Auch der Geist tritt nicht als Sein auf,

sondern nur in Geschichte. So spricht die Erfahrung. Daher, wenn

die Geschichte begriffen werden soll, muß die notwendige Einheit

von Ausgliederung und Umgliederung begriffen werden. Die Aus-

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