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Die Zukunft trägt dann schrittweise den Sieg davon über die Ver-
gangenheit. Dieses Vorwalten der Zukunft ist es, was alle Ge- /
schichte von je bezeichnet hat. Die höchste Geschichte wäre Weis-
sagung, für welche die Vergangenheit nur noch die Vorbedingung
der mit einemmale überblickten und als Ganzes hereinbrechenden
Zukunft ist.
Scheint sich hier der Gedanke nicht ins Ungewisse zu verlieren?
Nein, eine strenge Sorgfalt und Gesinnung kann ihn fest begrün-
den. Je weiter, mächtiger und gesammelter der menschliche Geist
in der ekstatischen Berührung des Unmittelbaren, von der wir so
oft sprachen, vordringt, um so weiter dringt er auch in das Über-
zeitliche, Ewige vor. Je weiter man in die Ewigkeit hinaufgeht, um so
mehr hat man das, was man verdichtete Zeit nennen muß. Überall,
wo wir aus Eingebung und Unmittelbarkeit heraus schaffen und
dem Seinsgrunde näher sind, sind wir in dieser verdichteten Zeit.
Da erblicken wir im Nu, was später in langsamen Zeitschritten sich
auseinanderlegt. Schaffen ist Vorschauen. Daher ist dem Schaffenden
die Zukunft schon gegenwärtig. Jeder Schaffende ist ein Prophet
seines Amtes. Von dem schon geschaffenen, schon ausgegliederten
Sein aus läßt sich die Vergangenheit nur festhalten; durch Rückgang
in den Ausgliederungs- und Umgliederungsgrund läßt sich im Zu-
künftigen wohnen und läßt sich das Zukünftige herbeirufen. Schaf-
fend wird es hervorgebracht.
Diese Zwiestrebigkeit bleibt bis zuletzt, bis schließlich die Zu-
kunft die Herrschaft antritt. Daß solche Zwiestrebigkeit die Ge-
schichte beherrscht, zeigt auch die bedeutsame Tatsache, daß es
zweierlei Menschen sind, welche die Geschichte machen, der Weise,
der zugleich der Heilige ist, und der Held, der Mann der Tat. Alle
anderen Menschen müssen dagegen zurücktreten, jene der Wissen-
schaft nicht nur, auch jene der Kunst. Der größte Künstler voll der
höchsten Eingebung, und wäre es ein Homer, Goethe oder Phidias,
was könnte er anderes tun, als dem Weisen und Heiligen nachzu-
folgen? Oder selbst zur Quelle der Weisheit zu streben? Und so
zeigt sich denn auch der Lauf / dieser Menschen als ein faustisches
Leben. Und auf der anderen Seite müssen diese Männer die großen,
lebensvollen Auswirkungen ihrer Kunst und ihrer Weisheit in
Staat, Lebensordnung und Lebensgestaltung dem Manne der Tat
überlassen, dem Staatsmanne, dem Helden und seinen Helfern, de-
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