NACHWORT
von
Ulrich Schöndorfer
„Das Beste, was wir von der
Geschichte haben, ist der
Enthusiasmus, den sie erregt.“
(Goethe: Maximen und Reflexionen,
II 977)
Was ist Geschichte, was bedeutet dieses Wort? Nach Hegels klas-
sischer Definition bedeutet es sowohl „die historiam rerum gesta-
rum als auch die res gestas, die Geschichtserzählung und das Ge-
schehene, die Taten und Begebenheiten selbst.“
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Warum aber bemühen sich die Menschen um die Erforschung
und Darstellung der Vergangenheit in allen Bereichen ihres Wirkens,
warum treiben sie Geschichte? Aloys Wenzl beantwortete einmal
diese Frage mit der Feststellung: „Die Menschen suchen Rat in der
Vergangenheit, um zu wissen, wo sie stehen und wohin sie gehen
sollen.“ Die Kenntnis der Vergangenheit soll ihnen die D i a g n o s e
der Gegenwart und die P r o g n o s e der Zukunft ermöglichen;
aber sie fragen auch nach dem S i n n der Geschichte, seine Erkennt-
nis soll ihnen helfen, ihre Stellung in der Welt und ihre Aufgabe
zu erkennen.“
2
Audi Karl Jaspers begann seine Geschichtsphilosophie mit der
Behauptung, daß „uns nur die gesamte Menschheitsgeschichte die
Maßstäbe für den S i n n des gegenwärtigen Geschehens zu geben
vermag und daß uns der Blick auf die Menschheitsgeschichte in das
Geheimnis unseres Menschseins führe.“
3
1
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Philosophie der Weltgeschichte, herausge-
geben von Georg Lasson,, Leipzig 1917, Bd 1, S. 144.
2
Aloys Wenzl: Die historischen Grundlagen von A. Toynbees Geschichtsbild,
in: Saeculum, Jg IV, Heft 2, S. 201.
3
Karl Jaspers: Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, München 1949, S. 15.