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ein Unmittelbares, Einfaches, Einheitliches / auftritt, sei es der
Liebe, der Erkenntnis, des Gestaltens oder des Wollens und Han-
delns. Es gibt Menschen, die liebesblind, herzenskalt sind, ihnen
fehlt das Unmittelbare, Mystische der Liebe; es gibt solche, die
denkblind, einsichtslos, fast ohne logischen Sinn sind, ihnen fehlt das
Unmittelbare, Mystische des Denkens; desgleichen solche, die schön-
heitsblind, gewissensblind und wirkblind sind, ihnen fehlt das Un-
mittelbare, Mystische des künstlerischen Gestaltens, des sittlichen
Wollens und des tatkräftigen Handelns. Diejenigen dagegen, denen
dieses Unmittelbare nicht fehlt, haben gleichsam etwas Nachtwand-
lerisches, Sicheres in ihrem Lieben, Erkennen, Gestalten, Wollen und
Handeln.
Die zweite, höhere Stufenreihe ist mit den a u ß e r o r d e n t -
l i c h e n G e i s t e s z u s t ä n d e n gegeben, welche in der Ver-
zückung oder Ekstase, die zuletzt zur mystischen Einigung, unio
mystica, führt, ihren Höhepunkt finden. Diese Zustände zeigen
freilich wieder verschiedene Grade. Wesentlich ist ihnen aber unseres
Erachtens stets: die Sammlung oder Versenkung (Konzentration)
und die mehr oder weniger größere Gehemmtheit, Ausgeschaltet-
heit der äußeren Sinne dabei.
Zuerst noch einige Beispiele zum Unmittelbaren der ersten Stufe.
Das Unmittelbare oder Mystische im Erkennen ist überall dort ge-
geben, wo keine Schlußfolgerung, keine Reflexion erfolgt, also
k e i n e V e r m i t t l u n g durch eine Schlußkette, durch ver-
wickelte Überlegungen. Zum Beispiel wird in der Mathematik ein
Beweis zuletzt einsichtig, mit Notwendigkeit, u n m i t t e l b a r
verstanden: man weiß, es kann nicht anders sein. Oder ein Fall, wo
Erkenntnis und Liebe zusammenfallen: Der Anblick (die Erkennt-
nis) der Wunden eines anderen erweckt in uns u n m i t t e l b a r ein
Gefühl des Schmerzes, des Mitleids. Hier bedarf es nicht erst der
Schlußfolgerung: das ist eine Wunde; Wunden sind Zerstörungen
von Organen; solche Zerstörungen sind von Schmerzen begleitet;
sie können das Leben gefährden; also leidet dieser Mensch; also
kann ich dabei nicht gleichgültig bleiben usw. Vielmehr: das Un-
mittelbare, wie vom Blitz Getroffene dessen, der die Wunde sieht,
das ist es, was seinem inneren Seelenzustand in diesem Augenblick
einen mystischen Grundzug verleiht. So auch die Naturempfindung,