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I. Übersicht

Liegen die ursprünglichen Quellen der Religion im Vollzug des

Rückverbundenheitsbewußtseins, dann ist der wesenhafte, höchste

Vollzug desselben, der mystische, die entscheidende Quelle aller

Religion.

Wir erklärten soeben

1

das Wesen der Mystik als Aktuierung der

Rückverbundenheit im höchsten Zentrum, Gott, unter Übersprin-

gung aller niederen Zentren (im normalen Schulungsgang der Yogin

geht der Weg allerdings durch die niederen Zentren hindurch; ist

das Ziel erreicht, dann werden sie aber dem Wesen der Sache nach

übersprungen). Als solche Aktuierung ist Mystik die unmittelbare,

innere Erfahrung des göttlichen Prinzips, des höchsten Zentrums.

Daher dürfen wir auch kühnlich sagen, daß Mystik überall dort sei,

wo U n m i t t e l b a r k e i t im Verhältnis der Seele zu Gott her-

vortritt.

Die Tatsache der Rückverbundenheit liegt dunkel allem Geistes-

leben des Menschen zugrunde. Die Rückverbundenheit aber be-

w u ß t zu machen, das heißt, es zur inneren Erfahrung des Über-

sinnlichen zu bringen, dazu bedarf es des Heraustretens des Geistes

aus seiner engen Verstrickung in der Materie, bedarf es der Schauer

mystischer Zustände.

Die höchste Stufe der Mystik wird mystische Einigung genannt.

Sie steht aber nicht allein da. Es gibt verschiedene Stufen mystischer

Erfahrung. Seit jeher werden sie als die drei Stufen der Reinigung

(via purgativa), der Erleuchtung (via illuminativa) und der Einigung

(via unitiva) unterschieden. Fassen wir die letzteren zwei zusammen,

so können wir sagen, daß dazu alle höheren ekstatischen Zustände

gehören.

Mit diesem Hinweis ist auch schon geschichtlich angedeutet, daß

alle Religionen der inneren mystischen Erfahrung ihr Wesentlich-

stes verdanken: Gottesbewußtsein, Gottesverwandtschaft / des Men-

1

Siehe oben S. 28.